Autotest
Ford Focus ST 2.3 im Test: Mach Level ST!
Was sagt der Autotester im Test über den Ford Focus ST?
Da kommt er, da ist er, dieser typische Klang. Und das früh. Was bringt es, wenn ein Sportmotor erst bei 6.000 Umdrehungen sein Konzert gibt? Der Stadtverkehr oder die klassische Proll-Vorbeifahrt am Eiscafé taugt bedingt für Drehzahlorgien.
Bereits zwischen 2.000 und 2.500 Touren bespielt der Vierzylinder mit dem typischen RS-Sound den Doppelauspuff mit einem tiefen, grollenden Trommeln.
Auch an diesem lässigen Sound bemerkt man, wie der Focus ST auf Alltag gebürstet ist und wie sehr er in der Tradition von Fords ST- und RS-Modellen steht.
Die 420 Nm maximales Drehmoment liegen zwischen 3.000 und 4.000 Umdrehungen an und die 280 PS bei 5.500 Umdrehungen. Der Motor schnarrt nicht, wie im Fiesta ST, wo mit drei Zylindern Downsizing betrieben wird (Test Ford Fiesta ST), sondern Hubraum zieht.
Der Vierzylinder, der auch im Ford Mustang zum Einsatz kommt (Test Ford Mustang Cabrio 2.3 EcoBoost) schöpft seine Kraft aus großzügigen 2,3 Liter Hubraum. Der Turbolader bläst gehörig mit. Die Schaltanschlüsse sind anregend eng getaktet, der Gang drin, das Drehmoment schon da.
Kontrolliert wird das Treiben auf den einwandfrei ablesbaren Instrumenten, inklusive bar-Anzeige und Öldruck. Weil man die wichtigsten Infos erstmals im Focus ST vor die Nase projiziert bekommt, kann man das Projektions-Scheibchen des Head-up-Display akzeptieren, auch wenn es keine vollwertige Lösung darstellt. Die Tasten für die Belüftung sind aber elendig klein und liegen zu tief.
Hand anlegen an der Schaltung geht mit mehr Freude vonstatten. Die ST-Schaltkugel liegt nicht nur griffig in den Handballen, sondern der Lenkstock fliegt auch aufreizend flott durch die Schaltgassen des 6-Gang-Schaltgetriebes.
Das Einlenken geschieht ebenso direkt. Der Focus ST folgt dem Lenkbefehl wie Bello dem Stöckchen. Die Bremsanlage fühlt sich mit dem hohen und gut definierten Druckpunkt richtig an und beißt proper.
Im Tempomachen ist der Focus ST pegelfest. Auch bei höherem Tempo. Unterstützt von erdiger Straßenlage, die für ein sicheres Gefühl sorgt. Der Ford liegt mit nur 1,44 Meter Höhe und seiner brettharten Federung fast ohne Seitenneigung und sicher in der Kurve.
Mach Level ST! Auf trockener Fahrbahn heißt Traktion im Focus ST massive Verzahnung mit dem Asphalt. Auf nassem kämpfen die Vorderräder, wild stuckernd, mit der Traktion. Im 2. Gang, der wie im Sportwagen über 100 reicht und im Test bis 106 km/h, packt der forsche Fronttriebler gradliniger an.
Die 245/35 R19 Breitreifen kann man hören. Deren laute Abrollgeräusche akzeptiert man im Sport Ford aber genauso wie das extrem flache und kratzempfindliche Felgenformat.
Wer die maximale Beschleunigung braucht, aktiviert die Launch Control. Dann zieht der 2,3-Liter den 1.543 Kilogramm schweren ST in 5,7 Sekunden aus dem Stand auf 100, und powert weiter bis zur Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h.
Zwei Generationen zuvor war der Focus ST noch überraschend komfortabel abgestimmt. Das war einmal. Der ST kann auf schlechtem Belag fast nur unbarmherzig. Man könnte ihn im Straßenbauamt auch als Messgerät gebrauchen. Das Kölner Rillensuchschwein findet sie alle. Achtung, Bodenrillen! Aua ein Gully!
Und schwenkt man dem ST mit dem Gasfuß permanent was ein, schenkt er sich was ein. So ist das bei Turbomotoren. Ford verspricht im Focus ST mit 6-Gang-Schaltgetriebe im Mittel 8,2 Liter/100 km und 7,9 Liter mit der 7-Gang-Automatik. Im Stadtverkehr zieht sich der ST in der Werksangabe satte 11,5 Liter aus dem Tank.
Im Test stehen minimal 8,3 Liter auf dem Bordcomputer. Der Testverbrauch liegt bei 9,8 Liter Super und die Reichweite im Test bei 510 Kilometern.
Warum gerade den?
Die vierte Generation des Ford Focus präsentiert sich geräumiger, moderner und sicherer. Der ST tut es den braven Focus Versionen nach, ohne an Alltagsnutzen und Erreichbarkeit zum Enstiegspreis von 33.600 Euro einzubüßen. Funzt das? Das funzt. Der Kölner Tempomacher zeigt seinen Vorgängern mit klarer Ansage das Heck.
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