Autotest
Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid Q4 Test: Tonal Ok?
Was sagt der Autotester im Test über den Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid Q4?
Sowohl der im Jahr 2016 präsentierte und 2017 auf dem Markt eingeführte Stelvio (Test Alfa Romeo Stelvio) als auch der 2022 lancierte Tonale sind nach einem italienischen Bergpass benannt. Ist der 280 PS starke Plug-in-Hybrid im kompakteren Alfa SUV der Gipfel?
Eingestiegen in Italien! Das Cockpit des Alfa Romeo Tonale präsentiert sich italienisch attraktiv. An der Ablesbarkeit der Instrumente im 12,3-Zoll-Digitalcockpit gibt’s nicht auszusetzen.
Das Infotainment auf dem zentralen 10,25-Zoll-Touchscreen ist schnell durchschaut. Klima verstellen geschieht über echte Schalter unterhalb des Touchscreens. Radio und Lautstärke werden basisdemokratisch zwischen Fahrer- und Beifahrersitz auf der Mittelkonsole eingestellt.
„N“, „F“, was?
Das Navikartenbild erscheint blickgünstig direkt hinter dem reizvollen Lederlenkrad. Die Navi hat im Test jedoch nicht immer im Blick, wann der nächste Stau kommt. Die Sprachassistenz klappt besser und das Smartphone ist über Apple CarPlay oder Android Auto schnell ins System eingebunden. Die moderne Technologie macht es möglich, bestimmte Funktionen über die Alfa App aus der Ferne zu steuern. Updates fliegen „over the air“ ein. Dies gibt es auch anderswo. „NFT“ nicht.
„N“, „F“, was? Die NFT-Blockchain-Technologie („Non-Fungible Token“) schafft Sicherheit beim Gebrauchtwagenkauf. Sie speichert alle Fahrzeugereignisse (Wartungstermine, Kilometerstand …) ein Autoleben lang manipulationssicher – gut für den Wiederverkauf.
Die Ablagen sind genauso nah am Leben gebaut. Sie sitzen samt der induktiven Ladefläche fürs Smartphone fahrerplatznah. Der Ellbogen parkt über dem kleinen, tiefen Mittelkonsolenfach. In den Türverkleidungen des Tonale finden sich kleine Fächer, aber große Bässe. Oben im Armaturenbrett sitzt der Center Speaker. So macht der Tonale, was im Namen mitschwingt: gute Töne, ordentlich Musik. Auch im Motorraum?
Schlange mit Stecker
Italien wie Italien: Das Alfa Logo präsentiert sich an der hinteren linken Seitenscheibe italienisch-genial modifiziert. Normalerweise hat die Alfa Schlange mit Drachenkopf – ziemlich archaisch – einen Menschen im Maul. Auf dem hinteren Fensterglas des Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid saugt die Schlange Strom.
Der Strom kommt im Tonale PHEV aus einer Batterie mit 15,5 kWh Kapazität, den ein 122 PS starker Elektromotor an der Hinterachse konsumiert. Zu den 250 Nm Drehmoment des E-Motors kommen die 270 Nm und 180 PS des 1,3-Liter-Benziners.
Spitze, aber nicht spitze
Gefühlt bleiben von den 280 PS Systemleistung im Alltagsbetrieb einige PS auf der Strecke. Der Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid Q4 beschleunigt in dynamischen 6,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Das ist spitze, aber nicht die spitze. Bei einer Geschwindigkeit von 206 km/h wird das Tonale Topmodell nach einigen Kilometern vom 160 PS starken und 212 km/h schnellen Tonale 1.5 VGT 48V-Hybrid überholt.
Automat unbeholfen
Vier Zylinder und nur 1.332 Kubikzentimeter sind für ein Topmodell gewagt. Der Old-Fashioned-Spruch: „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Hubraum“, spukt einem im Tonale Plug-in-Hybrid ziemlich schnell durch den Kopf. Und auch sonst. Der Alfa Romeo Tonale PHEV wiegt pfundige 1.910 kg. 310 kg mehr als ein Tonale 1.5 VGT Hybrid. Und die Automatik weiß nicht immer, was sie will. Die Schaltmanöver des 6-Gang-Automaten wirken oft etwas unbeholfen und das Hin und Her von Automatik und Antrieben nicht gerade harmonisch.
Alfa Feeling?
Alfa Feeling kommt kurz nach dem Start und im Sportmodus auf. Kurz nach dem Starten hebt die Elektronik zum Laden der Batterie das Drehzahlniveau des Verbrenners an. Der Sound weckt ein wenig Erinnerungen an den ungehobelten Alfa 4C (Test Alfa Romeo 4C).
Der Fahrspaß steigt im Sportmodus. Dank des schnelleren Ansprechens des Antriebs, der verstellbaren Dämpfer und der ausgewogenen Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Gebremst wird im Tonale „by wire“ und effektiv mit Vierkolben-Festsätteln von Brembo. Die direkt abgestimmte und präzise Lenkung ist jedoch für sportliche Ansprüche etwas zu leichtgängig abgestimmt.
Im Gegensatz zu großen SUVs wie einem Genesis GV80 (Test Genesis GV80) oder BMW X7 (Test BMW X7) wurde das Tonale Topmodell eher auf Handling als auf Komfort eingeschworen. Bereits im Normalmodus ist der Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid Q4 straff abgestimmt und rollt auf den Pneus im Format 235/40 R20 stramm ab. Im Sportmodus gibt er allen Gullydeckeln und Fugen dieser Welt eine Stimme.
Auf der Autobahn, wo der Komfort besser ist, ist der Tonale PHEV gut aufgelegt. Dann offenbart er im Test, obgleich die Lenkung auch im Sportmodus noch zu leichtgängig arbeitet, einen ganz anderen Charakter: mit Spontanität dran an der Sache, mit gutem Zug nach vorne und mehr Rekuperation beim vom Gas gehen.
So bringt Fahren nicht nur mehr Spaß, sondern auch mehr Strom in die Batterie. Nach 20 km auf einem kurzen Autobahnstück und in der Stadt im Sportmodus stecken wieder 10 km Reichweite in der Batterie. Jetzt könnte man eine Weile mit maximal 135 km/h rein elektrisch fahren oder den gewonnenen Stromvorrat mit „e-Save“ konservieren.
Miniverbrauch?
Mit der „Segel“-Funktion verbraucht man weniger Sprit und im vollelektrischen Fahrmodus am wenigsten. 1,13 bis 1,48 Liter Sprit plus 16,8 bis 18,7 kWh/100 km Strom sollen es im Schnitt nach dem WLTP-Zyklus sein. Rein elektrisch erreicht man 61 bis 69 km Reichweite. Mit den 15,5 kWh Nettokapazität und 12,0 kWh Nettokapazität der Batterie sollte man in der Praxis eher von +/- 50 km ausgehen. Das genügt zumeist fürs tägliche Pendeln, bis es wieder ans Aufladen geht.
Das Laden geschieht zuhause mit 3,0 kW in sechseinhalb Stunden. Mit 7,4 kW vergehen an der Ladesäule etwa zweieinhalb Stunden, um von 0 auf 100 % Ladung zu kommen. Und der reale Verbrauch? Im Test zeigt der Bordcomputer im Tonale Plug-in-Hybrid ohne Laden einen Verbrauch von 7,9 Liter/100 km an. Durchschnittlich floßen im 100-km-Takt 8,1 Liter Super aus dem im PHEV 42,5 statt 55 Liter großen Tank.
Sparen kostet
Sparen hat seinen Preis. Der Tonale Plug-in-Hybrid Q4, auf den Alfa großzügige vier Jahre Garantie gewährt, startet in der Einstiegsvariante Sprint zu einem Preis von 50.600 Euro, kostet als Veloce 56.100 Euro und verlangt als sehr gute ausgestattetes Topmodell Tribut Italiano nach 59.600 Euro. Das sind im gleichen Ausstattungslevel rund 10.000 Euro mehr als Alfa Romeo für den 160 PS starken Tonale 1.5 VGT Hybrid ansetzt.
Warum gerade den?
Der Plug-in-Hybrid trifft im Alfa Romeo Tonale nicht ganz den richtigen Ton. Der Tonale ist gelungen, der Topmotor weniger. Vom Sparauftrag dieser Motorisierung, die von der Automatik nicht überzeugend verwaltet wird, spürt man mehr als von den 280 PS. Gerade beim Motor spielt Alfas Tonale nicht so richtig auf, obwohl er sonst so gute Qualitäten beim Raumangebot, der Sicherheit und im attraktiven Auftritt besitzt. Nachbessern? Nachbessern.
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