Autotest
Polestar 2 Single Motor Long Range Test: Gut gepolt
Was sagt der Autotester im Test über den Polestar 2?
Single Motor, kraftlos? – Nee. Der Single Motor leistet fast allzeit bereite 231 PS und demnächst 299 PS (mehr dazu unten). Der E-Wumms ist weniger vehement und Halswirbel strapazierend als in der elektrischen Powerfraktion, trotzdem massiv (Test BMW i4 M50 xDrive).
Ansprechverhalten? Der Elektromotor greift sofort. Zwischenbeschleunigung? Elastischer als mit fast jedem Verbrenner. Testeindruck: Single Motor genügt dicke, auch wenn der Dual Motor noch mehr Druck macht (Fahrbericht Volvo XC40 Recharge).
Im Test wird im Polestar 2 Single Motor Long Range das Tempo machen noch bei 160 km/h elektronisch abgeregelt, demnächst erst bei 205 km/h. Hohes Tempo erhöht allerdings den Verbrauch und reduziert die Reichweite.
Polestar gibt für den im Test bewegten Single Motor Long Range mit 19 und 20 Zoll auf der Felge – größere Räder, größerer Verbrauch – einen Stromkonsum von 17,0 und 17,9 kWh/100 km an. Im WLTP-Verbrauch.
Im Test pendelt der Stromverbrauch, abhängig vom Gasfuß, der Außentemperatur, den eingeschalteten Verbrauchern und der Streckentopographie, zwischen 16,7 und 30 kWh. Mit der 78-kWh-Batterie landet die Reichweite im Test bei +/- 350 km. Damit lässt sich was anfangen.
Und das Laden?
Das Ladelimit lässt sich im Polestar 2 zwischen 40 und 100 % einstellen. Polestar empfiehlt wegen der Lebensdauer der Batterie, und weil es im letzten Teil des Ladevorgangs sehr langsam mit dem Laden vorangeht, maximal 90 %. Das Aufladen von 10 auf 80 % dauert mit 150 kW Ladeleistung (bald: 205 kWh) am CCS-Lader nur etwa 30 Minuten, wenn die Batterie zu Anfang des Ladenvorgangs die optimale Temperatur von 30 bis 35 Grad erreicht hat.
In einer viertel Stunde lädt man sich knapp 130 km Reichweite in den 324-zelligen Akkupack. An der Wallbox dauert eine 100-Prozent-Ladung weit länger. An der Wallbox mit 11 kW vergehen acht Stunden und an der Steckdose zuhause über 40 Stunden.
Auf die Batterie gewährt Polestar acht Jahre Garantie bis zu einer Laufleistung von 160.000 Kilometer. Fürs ganze Fahrzeug sind’s allerdings nur zwei Jahre. Da demonstrieren andere asiatische Hersteller mehr Vertrauen ins eigene Produkt – MG und Kia gewähren sieben Jahre Garantie.
Schwedisch auf Chinesisch
Auch die digitalen Instrumente im Cockpit und die Schalter im Innenraum offenbaren die Volvo-Verwandschaft. Nordisch-klar und aufgeräumt wirkt das. Bedienung? Learning by doing und flott verinnerlicht. Fürs Ausmachen muss man wie im Volvo C40 (Test Volvo C40 Recharge) auf dem Touchscreen ins Menü abtauchen. Im Fahrzeugmenü auf „Mehr“ und „ Fahrzeug ausschalten“ drücken und der Polestar 2 ist aus. Man kann aber auch einfach weg gehen und alles geht automatisch vonstatten.
Tempomatbedienung? Ein Schalterdruck auf der linken Lenkradspeiche und das mit dem Gas geben und Abstand halten zum Vordermann geschieht automatisiert dank Radar. Sprachassistent? Wie man sich das von jedem Mann wünscht: Er kann gut zuhören und versteht einen. Navigation? Die Zieleingabe über Google Assistent glückt annähernd zu 100 %. Die Updates fürs Infotainment fliegen „over the air“ ein. Wenn das Schweden auf Chinesisch ist, dann lässt man es sich gerne gefallen.
Fahrwerk: zwei Seiten
Das Polestar 2 Fahrwerk offenbart zwei Seiten. Das Lenkgefühl, das im Test auf dem Touchscreen zumeist in der Charakteristik „Fest“ eingestellt ist, überzeugt im Handling und lässt den Polestar 2 Single Motor Long Range leichter wirken, als er mit 2.069 kg Gewicht ist.
„One-Pedal-Drive“ in „Standard“ erspart einem durch das Bremsen mit dem Gaspedal, das damals im BMW i3 Premiere feierte (Fahrbericht BMW i3), in vielen Fahrsituation den Tritt aufs Bremspedal. Die schwere Batterie im Fahrzeugboden sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt und eine satte Straßenlage in schnellen Kurven. Das hat aber auch eine Kehrseite.
Fahrwerk: Härten
Mit 245/40 R 20 auf der Felge heißt es an hohen Bordsteinen auf die feschen Felgen achtgeben und Komfortverzicht. Schlechter Straßenbelag trommelt herein. Gullydeckel schlagen durch. Auf guter Straße läuft es viel besser und bei höherem Tempo auf der Autobahn verlaufen sich die Härten.
Der Langsamfahrkomfort der Limousine entspricht so wenig der Erwartung wie der Frontantrieb in einer schweren Limousine. Der gerät im Test bei Nässe wegen des hohen und schnell anstehenden Drehmoments an seine Grenzen. Die Pneus ringen bei voller Beschleunigung aus dem Stand, massiv walkend, um die Traktion. Die Regelelektronik des ASR ist schwer damit beschäftigt, dass sich das Gummiprofil im Asphalt verzahnt und die sichere Traktion nicht draufgeht.
Es war einmal. Die Kraftübertragung findet im Test des Polestar 2 Single Motor Long Range über die Vorderräder statt. Aber nicht mehr in Zukunft.
Was sagt der Hersteller über den Polestar 2?
Die Kraftübertragung erfolgt im Polestar 2 Single Motor ab dem Modelljahr 2024 über die Hinterräder.
Mehr Power
Die Single Motor Variante des Polestar 2, die im Test noch von einem 231 PS (170 kW) starken E-Motor angetrieben wird, produziert mit einem neuen Elektromotor in Zukunft 299 PS (220 kW). Das maximale Drehmoment steigt von 330 auf 490 Nm. Damit ist der stärkere Single der bessere Performer.
Der Polestar 2 Single Motor Long Range, der im Test in 7,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigte, erledigt das Gleiche in Zukunft in 6,2 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit steigt von lediglich 160 auf 205 km/h.
Größere Batterie
Die Lithium-Ionen-Batterie kommt von CATL, dem größten chinesischen Hersteller von Lithium-Ionen-Stromspeichern. Die Kapazität der Batterie steigt gegenüber dem im Test gefahrenen Polestar 2 Single Motor Long Range mit 78 kWh-Stromspeicher im 2024er Modelljahr leicht auf 82 kWh.
Die größere Batterie sorgt für eine höhere Reichweite. Der Polestar 2 Single Motor Long Range erreicht nun eine Reichweite von bis zu 635 km. Das sind 84 km mehr als bisher. Zudem geht das Aufladen mit bis zu 205 kW noch flotter.
Verbesserte Ausstattung
Die Serienausstattung des Polestar 2 präsentiert sich mit dem Modelljahrgang 2024 verbessert. Serie sind nun Assistenzsysteme wie der Toter-Winkel-Warner mit aktiver Lenkunterstützung, der Quer- und Heckkollisionswarner mit Bremsunterstützung und das geniale 360-Grad-Rundumsichtsystem. Die automatisch abblendenden Außenspiegel und die kabellose Lademöglichkeit für das Smartphone gehören ebenfalls zur Serienausstattung.
Zu welchem Preis?
Ab sofort kann der 2024er Polestar 2, der zu einem Grundpreis von 48.990 Euro und als Single Motor Long Range zu einem Preis von 52.690 Euro startet, bestellt werden. Ausgeliefert werden die ersten Exemplare des überarbeiteten Polestar 2 voraussichtlich ab Sommer 2023.
Warum gerade den?
Gut gepolt: Der Polestar 2 überzeugte im Test in seiner Performance und die elektrische Limousine wird in Zukunft mit mehr Leistung, größerer Batterie und Reichweite noch mehr überzeugen. Wenn man eine bekommt. Die Wartezeit auf ein neues Polestar 2 Modell beträgt zurzeit acht bis neun Monate.
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