Autotest
Lexus RX 450h+ Test: Der Plusfaktor?
Was sagt der Autotester im Test über den Lexus RX 450h+?
Das große SUV RX, das in Deutschland eine Nebenrolle, aber weltweit für Lexus eine Hauptrolle spielt, konkurriert in seiner fünften Auflage mit Kontrahenten wie dem BMW X5 (Test BMW X5 xDrive30d), dem Range Rover Sport (Test Range Rover Sport D350 AWD) oder dem Genesis GV80 (Test Genesis GV80 3.0 Diesel).
Der Lexus Weg
In seiner ungewöhnlichen Philosophie bleibt sich der Lexus RX dabei sicht-, fühl- und erfahrbar treu. Im Bedienzentrum stehen die digitalen Cockpitanzeigen, der zentrale 14-Zoll-Widescreen und das Head-up-Display (HUD).
Das nicht von jedem geliebte Touchpad des Vorgängers (Test Lexus RX 450h) fiel dem Modellwechsel zum Opfer. Das bereits vom Lexus NX bekannte HUD-Bediensystem (Test Lexus NX 450h+) erweist sich aber als ähnlich gewöhnungsbedürftig. Die Türen mit elektrischem Mechanismus ebenso. Neue Mitfahrer an Bord verhalten sich im Test ähnlich: Erst ein Suchen, dann ein erster Versuch, schließlich ein fragender Blick. Nicht ganz im Sinne eines Türöffners.
Oberklasse und Materialqualität manifestieren sich in Holz und Leder. Dezenter als in einem Mercedes GLE oder BMW X5. Die Sitze und das Lenkrad sind auf Wunsch mit veganem Leder bezogen. Je nach Ausstattung sitzt man auf schwarzem, braunem oder weißem Kunstleder. Die dreistufig regulierbare Sitzheizung agiert schnell und kraftvoll, die zweistufige Lenkradheizung unvehementer in der Wärmeentwicklung – passt.
Liebe zum Detail
Das geschmeidig-dezente Öffnungsprozedere des Fachs vor dem Automatikwahlhebel und das edle Holz machen im Detail so viel Eindruck wie in Fahrt die adaptiven Multi-LED-Scheinwerfer mit sich permanent veränderndem Lichtkegel und Fernlicht sogar bei Gegenverkehr.
Spiegel ohne Spiegeln
Der morgendliche Blick in den Spiegel zum Frisur richten oder Sandmännchen entfernen ist nicht mehr zielführend. In einem digitalen Spiegel spiegelt sich nichts. Dafür sieht man mehr vom Bereich direkt hinter dem Fahrzeug, ohne Sichteinschränkung durch das schmale Heckfenster und die breiten C-Säulen und auch im Sommerurlaub, wenn der Lexus RX mit Koffern und Schlauchboot bis unters Dach bepackt ist und man mit einem normalen Innenspiegel gar nichts mehr sehen würde.
Vorsichtiges Japan
Mit dem 360-Grad-Rundumsichtsystem mit gesplittetem Bildschirm sowie Front- und Heckkamera gewinnt RX-Fahren ebenfalls an Sicherheit. Ebenso mit dem Einparksystem, das mit Hilfe von vier Kameras und zwölf Ultraschallsensoren vollautomatisch die Steuerung von Lenkung, Getriebe und Bremse übernimmt.
Überwachung am Lenkrad kann aber schon nerven. Ein wenig zu viel Tempo und das System warnt. Ein zu langer Kopfdreh nach rechts oder links, es warnt. Einmal zu lang Landschaft geguckt, es warnt akustisch und im Display.
Und der Motor?
Ein Elektromotor ist immer mit an Bord, egal für welche der drei RX Motorisierungen man sich entscheidet. Dafür steht das „h“ wie „Hybrid“ im Typenschild des Lexus RX 350h und RX 500h. Mit dem zusätzlichen „+“ ist der 450h+ der einzige RX, der an einer Steckdose oder Ladestation geladen werden kann.
Im Lexus RX 450h+ geht es mit der 18,1-kWh-Batterie rein elektrisch bis zu 68 Kilometer weit. Sagt der WLTP-Zyklus. In der Praxis sind es zumeist +/- 50 Kilometer und im reinen Stadtverkehr einige Kilometer mehr.
Mit bis zu 135 km/h fährt man rein elektrisch. In der Stadt arbeitet der Antrieb flüsternd leise. Situativ schaltet sich immer wieder der Benziner zu, der auf der Autobahn, mit gelegentlichen stillen Phasen, zum Alleinherrscher wird.
Warum mehr?
Das 309 PS starke Trio aus 2,5-Liter-Vierzylinder und zwei E-Motoren, zwischen denen eine CVT-Automatik sanft vermittelt, sorgt für ordentlich Kraft und man fragt sich angesichts Leistung und Beschleunigung: Wozu noch mehr Leistung im 500h?
Die 371 PS Leistung eines 500h sorgen nicht für viel mehr Temperament. 6,2 statt 6,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 210 statt 200 km/h im Finale, na und? Wer sich für den 450h+ entscheidet, entscheidet sich im Lexus RX ganz rational betrachtet für den richtigen Motor. Wegen dem Verbrauch und Preis.
Der RX 450h+, für den Lexus drei Jahre Garantie gewährt, startet bei 75.000 Euro. Das sind rund 6.000 Euro mehr, als man für den RX 350h zahlt, aber 13.000 Euro weniger als für den RX 500h anzulegen sind.
Antwort Komfort
Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Lexus RX wegen des Einsatzes leichter Teile, etwa den Kotflügeln oder der Motorhaube aus Alu, um etwa 90 kg leichter. Damit ist der 450h+ leichter, aber nicht leicht. 2.185 bis 2.315 kg sind das Gegenteil von Leichtgewichtsklasse.
Damit geht es im Test trotzdem flott um die Kurve. Die Lenkung rotiert leichtgängig, aber sensibel. Die Traktion ist souverän, das Bremsgefühl verbindlich. Seine von Gewicht und Höhe gehandicapte Sportlichkeit beantwortet das große Lexus SUV eindrucksvoll mit Komfort. Mit komfortbetonter Federungsabstimmung, flüsterndem Antrieb und gediegener Geräuschkulisse. Nur bei viel Gas arbeitet der Verbrenner markanter.
Markant sind die Verbrauchsunterschiede im Vergleich der Motoren. Vom Verbrauch macht es einen großen Unterschied, ob man in einer der beiden Hybridmodelle RX 350h und 500h oder im Plug-in-Hybrid RX 450h+ unterwegs ist.
Strom spart
Genehmigen sich RX 350h und 500h im WLTP-Mittel 6,3 bis 6,4 und 8,0 bis 8,1 Liter Kraftstoff aus ihrem 65 Liter großen Tank, sind es im Lexus 450h+ im Mittel lediglich 1,1 Liter/100 km, die der Benziner aus dem um 10 Liter kleineren Tank nippt. In der Theorie. Dazu kommen noch die 17,7 kWh Strom, mit denen man viel spart. Voraussetzung: Man lädt regelmäßig.
Auf Langstrecke macht Laden mäßig Sinn, denn man benötigt mit maximal 6,6 kWh Ladeleistung Geduld, weil es 2,5 Stunden dauert, bis die Batterie von 0 auf 100 % geladen ist. Im Test wurde aus Vergleichsgründen nur einmal geladen. Der daraus resultierende Testverbrauch: 7,9 Liter/100 km – angemessen angesichts von Format und Gewicht.
Im Lexus RX 450h+ ist man auch ohne Laden oft rein elektrisch unterwegs. Zwei Striche bleiben auf der Batterieanzeige immer stehen. Benötigt der RX Strom, lädt er ihn sich mit dem Benziner effizient in den Akku oder gewinnt Energie beim Verzögern und Bremsen durch Rekuperation zurück.
Warum gerade den?
Lexus RX, die fünfte Generation: An Attraktivität hat die Neuauflage in fast allen Bereichen zugelegt. Von der Länge nicht, trotzdem ist das Raumangebot gewachsen. Das Interieur ist sehr gediegen. Das Infotainment bietet viel. Die Sicherheit und das Handling haben klar gewonnen, der überragende Fahrkomfort blieb. Den Plusfaktor, mit viel Leistung sparsam unterwegs zu sein, bietet der Lexus RX 450h+ nicht nur im Modellnamen.
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