Autotest
Audi A3 Sportback 35 TDI S tronic Test: Gutes Los
Der neue Audi A3 Sportback ist hochwertig, digital und souverän. Nur eines nicht – Test Audi A3 Sportback 35 TDI S tronic S line.
Erster Eindruck im Test
Ein viertel Jahrhundert ist es her, aber sentimental muss einen die gute alte Zeit nicht machen. Dem ersten Audi A3, der 1996 auf den Markt kam, hat die vierten Generation so viel voraus – aber der Reihe nach.
Die Plattform teilt sich der neue Audi A3 Sportback mit VWs Dauerverkaufserfolg Golf. Die optische Mutlosigkeit des Wolfsburgers sieht man dem Ingolstädter aber nicht an. Die markant gesetzten Kanten um die Radhäuser und die C-Säule erinnern an den spektakulären Sport Quattro, der zwischen 1984 und 1985 gebaut wurde.
Damals war die Welt in Ingolstadt noch in Ordnung: Das Typenschild ließ noch auf den Hubraum schließen. Heute nicht mehr: Das „35 TDI“ am Heck steht nicht mehr für 3,5 Liter Hubraum gerade, sondern für Audis Dieselklassiker mit 2,0 Liter Hubraum und 150 PS.
Was sagen die Mitfahrer im Test über den neuen A3 Sportback?
Von der Länge, 4,34 Meter vom Bug bis zum Heck, kommt die Neuauflage des Audi A3 Sportback ganz nach dem alten Modell (Test Audi S3 Sportback) und wirkt im Interieur schon auf den ersten Blick ähnlich gelungen. Interieur können sie bei Audi: Klassisches Schwarz, feiner Materialmix, hochwertiger Purismus. Die Verarbeitungsqualität hält im neuen A3 Sportback das hohe Niveau, das andere Audi Modelle hoch halten.
Und der Platz? Auf dem Beifahrersitz, dessen Bezug teils aus geschredderten, eingeschmolzenen, gehäckselten, zu Fasern extrudierten und zu Fäden versponnenen PET-Flaschen hergestellt wird, sitzt es sich viel besser, als es sich aus dem Sportback heraus sieht. Ist halt so: modernes Design, schmale Seitenfenster, hoch ansetzende Heckscheibe, danke für die Rückfahrkamera.
Auf der Rückbank herrscht so viel Beinfreiheit, dass man es dort als Mitfahrer auch gut mit 1,90 Meter und langen Beinen aushält. Auch die 2 USB-Ports und die eigene Klimaregelung am hinteren Ende der Mittelkonsole sorgen dafür, dass man sich hier hinten in relativ aufrechter Sitzposition wohl fühlt.
Nur in der Mitte der Sitzbank möchte man nicht sitzen, weil dort eine Stufe am Fahrzeugboden – der quattro Antrieb fordert Platz – verläuft.
Der Ingolstädter Maßanzug für idealer Weise vier Passagiere sitzt auch im Kofferraum. Der hat von 365 auf 380 Liter zugelegt und damit das Volumen des Golf (381 Liter). Und werden die hinteren Lehnen flach gelegt, passen bis zu 1.200 Liter auf die Ladefläche. Das genügt für die meisten Lebenslagen.
Wie man sich als Passagier fühlt, hat auch mit der Ausstattung zu tun, welche im Testwagen extrem üppig ausfällt. Mit reizvollen Ausstattungsposten wie dem klasse LED-Matrix-Licht, vollwertigen Head-up-Display, nicht günstigen Assistenzpaket oder dem Soundsystem von Bang & Olufsen, das mit präzisen Höhen, feinen Mitten und satten Bässen aufspielt, steigt und steigt der Preis – nicht umsonst, zählt die Preisliste des A3 Sportback rund 150 Seiten.
Bestellen lässt sich der A3 Sportback 35 TDI mit dem gefällig austarierten Fahrwerk mit adaptiver Dämpferregelung, das den 1,82 Meter breiten und 1,45 Meter niedrigen Audi noch einen Zentimeter tiefer und bulliger auf der Straße stehen lässt.
Mit dem „drive select“ können im A3 Sportback neben der Dämpfung auch die Charakteristik der Lenkunterstützung, Gasannahme und Schaltpunkte variiert werden. Aufgezogen sind 16, 17, 18 oder 19 Zoll. Mit den großen Rädern rollt der A3 Sportback im Test angenehm straff ab.
Aber auch der Audi A3 pur bedeutet gutes Mitfahren. Wichtige Posten wie die manuelle Klimaanlage, das hervorragende Digitalcockpit und der auf langen Autobahnfahrten bequeme Tempomat sind ebenso im Einstiegsmodell Serie wie der aktiv, aber sensibel in die Lenkung eingreifende Spurverlassenswarner und das „Pre Sense Front“, das Fahrzeuge, Fußgänger und Radfahrer vor dem A3 erkennt und Kollisionen verhindern hilft.
Das Highlight unter den Fahrerassistenten markiert aber der adaptive Fahrassistent. Der „AFA“ befreit den A3-Pilot auf Teilstrecken bis zu einem Tempo von 210 km/h vom Lenken, Beschleunigen und Bremsen. Was interessiert das Mitfahrer? Wenig. Also lassen wir Fahrer zu Wort kommen.
Was sagt der Autotester über den Audi A3 Sportback 35 TDI?
Die lange Erfahrung im Kompaktsegment, die Audi mit dem A3 hat, merkt man der vierten Generation und dem A3 Sportback 35 TDI S tronic im Test an, so annährend perfekt gibt er sich in fast jeder Situation.
Nur „annährend“? Die Verkehrszeichenerkennung arbeitet intelligent, denn sie zeigt wie bei BMW (BMW 540d Touring im Test) sowohl das aktuelle als auch das kommende Tempolimit und bremst vor dem nächsten Schild automatisch herunter, wenn der Tempomat aktiviert ist.
Das ist sehr hilfreich, jedoch nicht, wenn die Kamera in einer Tempo-30-Zone das Schild nicht registriert und mit 70 km/h weiterfahren will. Dass viele Fahrassistenten im A3 Sportback extra kosten und die Garantie für den „Vorsprung durch Technik“ nur für zwei Jahre gilt, das darf man dem Audi ganz sicher auch ankreiden. Aber eben nicht viel mehr, und das ist das überzeugende.
So kontraststark das Head-up-Display die Infos auf die Frontscheibe projiziert, so klasse man das virtuelle Cockpit mit der praktischen „View“-Taste auf der Lenkradspeiche steuert, so genial-einfach sich der Umfang des Getränkehalters zwischen Fahrer und Beifahrer mit den zwei ausklappbaren Ringen an den Flaschenumfang anpassen lässt … so viel Ausgereiftheit ist bei Neuerscheinungen selten (der A3 Sportback wurde 2020 präsentiert).
Der MMI-Bediencontroller auf der Mittelkonsole ist Geschichte, aber keinen stört es im Test. Die Bedienung geht über den zentralen Touchscreen, das Multifunktionslenkrad, die Sprachsteuerung und das neue Mini-Touchpad nahe dem Beifahrersitz vonstatten. Darüber gelingt die Radiosteuerung so intuitiv wie auf keinem Touchpad zuvor im Test. Gut auch, dass man das Klima weiterhin, ganz „old style“, über Tasten regelt.
Ein Old-Styler arbeitet im Test auch unter der Motorhaube. Und das passt. Der 2,0-Liter-TDI, der knurren kann, aber im A3 gut gedämpft ist, schiebt mit 360 Nm Drehmoment gehörig an, ist souverän flott und nippt dafür nur wenig aus dem Tank.
In 8,3 Sekunden ist der Sprint von 0 auf 100 km/h erledigt und für einen, der 1.490 Kilogramm wiegt und 222 km/h läuft, verbraucht der A3 Sportback 35 TDI S tronic im Test mit 5,6 Liter Diesel, die alle 100 Kilometer aus dem 50-Liter-Tank fließen, bekömmlich wenig, auch wenn die Werksangabe einen durchschnittlich 1,5 Liter niedrigeren Verbrauch verspricht.
Der Wahlhebel der 7-Gang-Automatik ist ein kleiner Stummel, aber die Automatik große Klasse. Sie schaltet flott und sensibel. Im Modus „Efficient“ und im Automatikmodus pflegt sie die Schaltstufen sanft ein und hält die Drehzahl zumeist unter 1.500 Touren. Beim vom Gas gehen schaltet der Automat, um Kraftstoff zu sparen, früh auf Freilauf, und man „segelt“.
Sehr geglückt agiert auch das Fahrwerk. Selbstzufrieden liegt der Audi auf der Straße. In schnell angegangenen Biegungen lenkt die Hinterachse nach einem leichten Bremspedaltupfer schön mit. Die präzise Lenkung, die auf minimale Lenkeinschläge reagiert, vermittelt in schnellen Kurven ein sehr sicheres Gefühl.
Und auch die Fahrmodi sind auf den Punkt. Die Unterschiede sind gut spürbar. In Sportmodus arbeitet die Lenkung mit mehr Lenkwiderstand und direkter. Die Komfortstellung ist wirklich komfortabler und im Sparmodus reagiert das Pedal unheimlich träge auf Gasbefehle und die Automatik schaltet früh in die hohen Gänge. Genauso effektiv wie der Automat ist der A3 Sportback auf der Bremse mit klar definiertem Druckpunkt und effektiver Bremsverzögerung.
Warum gerade den?
Hochwertig, digital und souverän, den Preis wert, nur nicht günstig – Der im Test gefahrene A3 Sportback 35 TDI S tronic S line ist voll gepackt mit Extras. Das hat seinen Reiz, aber auch seinen Preis. 57.905 Euro sind eine hohe Hausnummer, wenn man Kompaktklasse bucht.
Die Realität ist aber eine andere. Der A3 Sportback 35 TDI startet mit dem 6-Gang-Handschaltgetriebe und der 7-Gang-Automatik bei 32.900 und 34.900 Euro. Mit dem 110-PS-Dreizylinder geht es schon bei 26.800 Euro los – ein gutes Los.
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