Test
Seat Ibiza 1.9 TDI Test: Spar Emotion
Rund statt eckig: Der Neue ist weit runder geschliffen als das Vormodell, fesch betont um die Hüften, aber wegen der zum Kotflügel hin ansteigenden Lichtkante als Ibiza zu erkennen.
Als Dreitürer schaut er noch schicker drein als der Fünftürer – das war schon zuvor so. Ganz so vorbildlich übersichtlich wie die mit grazilen Dachsäulen versehenen älteren Generationen ist der Neue allerdings nicht. Wegen der dicken C-D-Säule. Dafür steht die vom Leon bekannte geteilte A-Säule steiler im Wind.
aWer drinnen Platz nimmt, fühlt Ibiza. Das Fahrwerk ist ein Treffer, die Schaltwege sind kurz und die Servolenkung nun voll und ganz überzeugend. Sie hat markant an Verbindlichkeit gewonnen.
Gerade bei höheren Geschwindigkeiten, wo der Vorgänger mit schwammiger Mittellage nicht ganz überzeugte. Davon ist nichts mehr zu spüren: verbindlicher Widerstand beim Einlenken und agiles Rückstellen.
Dazu richtig gut auf der Bremse. Komfort darf man auch erwarten, auch wenn der Diesel, wie schon die Vorgänger mit mehr Gewicht auf der Vorderachse, ein Hauch straffer abgestimmt zu sein scheint.
Im Ergebnis ist das eine Federwindung sportiver, aber nicht fahrerisch langweilig. Es trommelt zwar sachte von unten, aber das kann ursächlich auch an den Winterreifen des Testwagens liegen (Continental WinterContact 185/60 R15).
An viel muss man sich nicht gewöhnen, an vieles ist man schnell gewöhnt. Etwa an die Steuerung des Bordcomputers. Schon vor einem Jahrzehnt funktionierte dies wie heute mit einem Druckknopf auf dem rechten Lenkstockhebel.
Die neue Hutze über Geschwindigkeits- und Drehzahlmesser hält zwar Streulicht effektiv ab, an tristen Novembertagen schaut man den Zeigern jedoch im Schatten hinterher. Die Klimakonsole wirkt wie nachträglich angeheftet und die plötzlich helle Heckablagenhalterung leuchtet optisch auch nicht ganz ein.
Eine den Fahrer entmachtende Mode scheint auch in Spanien zu sein, dass die Anzeigen von Wasser- und Öltemperatur nun ganz fehlen.
Und wo man gerade am Ankreiden ist: Die Nähe von ESP-Schalter und Warnblinkanlage (sie liegen genau nebeneinander) ist gelinde gesagt nicht optimal, und manches Material auch von mäßiger Anmutung (Beispiel: der Kunststoff des Lichtschalters). Den Tempomat würde man sich im extrem Vielfahrertauglichen TDI auch sehr wünschen. Und die Kopfstützen sitzen für große Fahrer zu tief – leider eine Ibiza-Tradition.
Das Meiste ist doch gut: Zum Beispiel die Vordersitze (bequem, guter Seitenhalt), die Plätze in zweiter Reihe (aufrechte Sitzposition) und die Raumverhältnisse (auch für Sitzriesen). Die Aufgeräumtheit und Klarheit der Bedienung gefällt. Die locker und leichten Fahrleistungen in Relation zum tatsächlichen Verbrauch überzeugen wie beim ersten Ibiza TDI.
Dinge wie der Becherhalter im Fond oder die solidere Gepäckabdeckung gab es vor Jahren noch nicht mal gegen Aufpreis und gute Worte. So bleibt er auch in der Neuauflage ein überzeugender Alltagsbesteher.
Einer in dem sich Menschen, die den Polo oder Golf eingespart haben, über einen noch halb vollen Tank freuen, wenn andere schon tanken müssen.
An den neben Verbrauch und Fahrleistungen wichtigen Langzeitqualitäten ließen schon die zwei Vorgänger unter VW-Regie keinen Zweifel – eigentlich ein Käfer-Slogan, aber passend: Die Ibiza läuft und läuft und läuft. (2009)
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