Autotest
Honda Civic Type R Test: Auf Speed
Was sagt der Autotester über den Civic Type R?
Die Frontschürze des Civic Type R sitzt sehr tief, sodass steile Rampen Vorsicht erfordern. Die steile, die wir mit jedem Testwagen nehmen, meistert der R aber ohne Gekratze am vorderen Schweller.
Auf die 20-Zoll-Felgen mit Pneus des Formats 245/30 ZR20 Acht zu geben, gehört bei fast jedem Parkmanöver zum Pflichtprogramm. Sie machen jeden noch so tiefen Bordstein zu einem hohen.
Beim Start ist der Civic Type R der Lehrer und der Fahrer sein Schüler: „Zum Starten des Motors: Kupplung drücken“ steht nach dem Platz nehmen im Display. Mal ehrlich, wer Type R fährt, sollte sein Handwerkszeug verstehen. Als Fahrschulauto taugt der Type R wie eine Flasche Gin für den Entzug.
Bei Vollgas geht es wie blöd nach vorne. Das Grinsen kommt da kaum hinterher. Hat der Type R sich noch nicht warm gemacht, spürt man das in der leicht angekratzten Schaltgasse. Ist das Getriebeöl auf Temperatur, ist das Sechsgang-Schaltgetriebe klick, klack, auf Zack. Der kurze Schalthebel ist ein Zauberstab. Ohne Übertreibung, das Schaltgetriebe des Type R gehört zu dem Besten, was Schaltgetriebe heute werden kann.
Das gleiche Lob verdient sich die hervorragende Lenkung, die nur zweieinhalb Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag für ein U-Turn braucht. Der dann aber nur selten in einem Zug klappt, weil der Wendekreis mit den 20-Zoll-Rädern dem eines Kleinlastwagens mit 11,9 Metern ähnelt.
Und das Herz, der potente Vierzylinder-Turbomotor? Im Alltag fühlt man sich im Typ R manchmal wie im stinknormalen Civic, denn er arbeitet relativ dezent. Dann spürt man, wie sie einem auf der Straße hinterher gaffen. Wenn man nett ist, macht man den Kids ne Freude und gibt mal herzhaft Zunder.
Dann ändert sich die Type-R-Welt. Blitzartig. Im Zeitfenster zwischen 2.500 und 4.500 Touren ballert der Japaner 400 Nm auf die Sportreifen, bei 6.500 setzt es den vollen Sturm und Drang von nicht mehr 310 PS (Test Honda Civic Type R) , sondern mit derselben Motorbasis 320 PS, die den 1.384 kg schweren Fünftürer massiv Beine machen.
Wenn der 2,0-Liter-Turbo in Rage und in seinem Element ist, dann dröhnt es aus dem Motorraum. Dazu schnauft der Lader und pfeift das Wastegate. Ein dumpfer Vierzylinderton setzt sich aufs Innenohr. Der Motor will, um zu leisten, getreten werden. Das macht ihn, trotz des Laders, auf den Honda im Type R lange verzichtet hat, zum typischen Honda Sportmotor.
In seinem Revier ist der Type R ein Jäger, kein Gejagter. Sonderlich klangvoll ist das nicht, aber sauschnell. Eiskalt auf Vortrieb und Tempo getrimmt, schießt der Honda voran. Zu folgen ist schwer. Zu überholen braucht Mut. Zumeist sieht man nur das Heck. Der Type R auf Speed ist ein kalter Hund für heiße Gummis. Wie taff sich die Pneus in engen Kurven mit dem Asphalt verzahnen– dokumentiert mit dem g-Meter im Cockpit – und wie man mit dem Type R durch die Kurven rasiert, das macht an.
Peitscht man den Type R wie blöde mit 272 km/h über die Autobahn, hört man viel vom Gegenwind. Die Hände sollten dann besonders fest mit dem Lederlenkrad verwachsen sein, denn der harte Honda ist es auch mit dem Straßenbelag. Setzt es von unten schlechten, reagiert die direkte Lenkung darauf. Und wird mit den 305-Millimeter-Bremsscheiben eine Vollbremsung hingelegt, dann bemerkt man es spätestens am darauf tief durchschnaufenden Beifahrer.
In 5,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 geht es nach vorne, aber hinten sieht man nichts. Nichts, das ist übertrieben, aber sehr wenig. Zwar fallen die C Säulen im Civic der zehnten Generation deutlich schmaler aus als zuvor, aber hinten durchkreuzt der Spoiler das Heckfenster. Sehr oft ist es beim zurückstoßen besser, man blickt aufs klare und kontrastreiche Bild der Rückfahrkamera auf dem zentralen Bildschirm.
Und der Verbrauch von das wilde Ding? 7,8 Liter Superplus verbraucht der Civic Type R – wenn man ihn so fährt, wie man ihn nicht fährt. Im Test sind es zwischen 9,8 und 10,6 Liter – Zu viel Gas gegeben? Yes!
Warum gerade den?
Sportlich ist schon der Civic von der Stange, aber das Katapult für den Hausgebrauch heißt Civic Type R und erfährt mit den 320 PS am Gasfuß, dem rasant zu durchhastenden 6-Gang-Schaltgetriebe, der präzisen Lenkung und der knackigen Fahrwerksabstimmung noch eine Steigerung. Zu einem Preis, der mit 38.000 Euro für den Speed und das Gebotene nicht zu hoch erscheint.
Der Honda Civic Type R im Test
Weitere Informationen zum Fahrzeug
https://www.honda.de/cars.html
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