Ganz nebenwirkungsfrei ist der RS-Karosserie-Karneval nicht: Vorne beginnt der aufgebretzelte Rheinländer mit breitem Schlund für die Kühlluft.

Seitlich trägt er mit ausgestellten Radläufen und Schwellern ziemlich jeck auf, aber das härteste kommt zum Schluss: der doppelflügelige Dachspoiler, der verblendete Doppelauspuff und ein Heckdiffusor im Ihr-kriegt-mich-nicht-Format – Geschmack ist, wenn man darüber streiten kann. Fraglos: Hier kann man.

Weniger aufbrausend wirkt das Interieur. Die serienmäßigen Recaros mit hohen Wangen sind das beste, was einem Rücken passieren kann (straff gepolstert, optimaler Seitenhalt). Unpraktisch bei unterschiedlichem Fahrer-Höhenprofilen ist allerdings die Höhenverstellung. Die gibt es, aber verstellt werden kann nur mit Werkzeug. Wo sich sonst im Focus ein praktisches Ablagefach auf dem Armaturenbrett auftut, erblickt man hier den Dreisatz von Öltemperatur, Ladedruck und Öldruck. Drumherum: Die Zahl „280“ (real: 263 km/h), Karbonlook und einwandfrei in der Hand liegende Arbeitsmittel (RS-Schalthebel und RS-Lederlenkrad), aber das war´s dann fast schon. Ansonsten? Alles ziemlich Focus.
Dezentheit sieht trotzdem anders aus. Wer die Praxis kennt, beklagt sich jedoch nicht mehr über die Form. Denn der Focus RS fängt seine Kritiker mit herzhafter Performance ein. Knistert der Auspufftrakt und stinkt die Kupplung, denkt man an den Kaufvertrag. Störfeuer setzt es nur vom Verbrauch, von der dämlichen Sitzhöhenverstellung und von den Abgasnormen. Damit verabschiedet sich der RS bald vom Markt – schade. (2011)
Der Ford Focus im Test
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