Test
Honda Civic 2.2 i-CDTi Diesel im Test
Noch lässiger mit der Last als im 40 cm längeren (aber nur rund 100 kg mehr wiegenden) Accord nimmt es der Honda-Vierzylinder mit kräftigen 340 Nm (bei 2.000/min) mit dem 1,4 Tonnen schweren Civic. Die Qualitäten des ausgeprägten Langhubers (Bohrung 85, Hub 97,1 mm) sind die gleichen: Laufruhe, Vibrationsarmut und relative Drehfreudigkeit bis der Diesel bei 5.000/min weich im Begrenzer verebbt. Während gemächlichen Dahingleitens oder scharfem Ausdrehen ist von der selbstzündenden Klangwelt wenig zu vernehmen. Charakteristisch sind das helle Hintergrundsummen, das rasante Hochdrehen und das zuerst weich einkuppelnde, dann energisch zurückstellende Kupplungspedal. Der sechste Gang ist, da mit etwa 300/min nah der fünften Schaltstufe liegend, auf langer Passage zumeist die erste Wahl.
So bewegt, leuchtet die Treibstoffanzeige im Civic 2.2 i-CTDi mit seinem 50 Liter-Tank, wenn nicht all zuviel falsch gemacht wird, erst nach 700 km. Das fühlt sich auch anders betrachtet gut an: sowohl der straffe, aber bekömmliche Verbund aus Federbeinen (vorne) und Verbundlenkerachse (hinten) als auch die um die Mittellage sehr kompakte und verbindliche elektrische Servolenkung. Die Abrollgeräusche sind etwas präsent, der Pedaldruck der Bremse etwas verschwommen und die Neigung der Karosserie sachte, aber merklich. Fahrer möchte man im Civic gerne sein. Honda-Mechaniker nicht. So tief in Richtung Stirnwand, noch ein Stück unter das breite Armaturenbrett, drängt das Aggregat – dies macht den Zugang zum Motor bei Reparaturen nicht leichter.
Der Zugang zur 8. Generation ist dann gelungen, wenn die Gewöhnung dem Auge, sozusagen Design auf Tagesdosis, den Civic näher gebracht hat. Dann fügen sich die vorgeblichen Brüche zum Ganzen.
Plötzlich erinnert der neue Civic an den ersten von 1972. Eine runde Sache mit Hondas geglücktem 2,2 Liter-Diesel. Mehr Kofferraum offeriert kaum ein anderer in der Golf-Klasse. Mehr Cockpit-Atmosphäre – ein echtes Highlight – sowieso nicht. Was am Ende trotzdem bleibt, ist ein Widerspruch: Wem die Blicke im unkonventionell gestylten Civic nur so nachfliegen, möchte seinen eigenen, fern der Sicht hemmenden Karosseriesäulen, auch mehr Freiheit gönnen – auch die Zukunft hat schließlich eine bessere Aussicht verdient. (2006)
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