Autotest
Seat Tarraco 1.4 e-Hybrid Test: E ohne Angst
Was sagt der Autotester im Test über den Seat Tarraco 1.4 e-Hybrid?
Mit diesem Motor ist man im Seat Tarraco flott oder sparsam unterwegs. 50 bis 53 Kilometer geht es nach der Werksangabe rein elektrisch voran. Ohne Reichweitenangst. Trotzdem bleibt der WLTP-Verbrauch von 1,9 bis 2,1 Liter/100 km in der Praxis eher ein theoretischer Wert. Mit einem höheren Verbrauch sollte man kalkulieren, wenn man nicht auf Kurzstrecke mit ständigem Ladezugang unterwegs ist.
Seattypisch
Im Cockpit und in Fahrt präsentiert sich der Tarraco 1.4 e-Hybrid als typischer Seat. Reduziert und aufgeräumt im und ums Digitalcockpit, kunststofflastig und ordentlich verarbeitet. Die richtige Sitzposition hinter dem Lenkrad ist schnell gefunden und die Bedienung schnell vertraut.
Mit einem Schalterdruck am Lenkrad ändert man die Instrumentendarstellung, mit der „VIEW“-Taste zoomt man die Karte auf dem 12,3-Zoll-Display vor der Nase auf – klasse. Das Smartphone lässt sich induktiv laden. Der Bass profitiert vom großen Innenvolumen des SUV-Formats. Das 360-Grad-Rundumsichtsystem macht Parken trotz der Größe zur leichten und übersichtlichen Sache.
Genauso seattypisch ist das unkomplizierte Handling. Die Lenkung arbeitet leichtgängig, aber präzise und feinfühlig. Spürbar bei kleinen Lenkbewegungen bei niedrigem Tempo. Das unten abgeflachte FR-Lederlenkrad liegt gut in der Hand, der Tarraco satt auf der Straße.
Die typische FR-Straffheit, die sich in einem Leon stärker bemerkbar macht, spürt man hauptsächlich bei Langsamfahrt. Viel weniger auf der Autobahn, die der Tarraco auf die angenehme Tour unter die Räder nimmt.
Der Tarraco 1.4 e-Hybrid hat ordentlich Gummi auf der Felge. Mit den serienmäßig 19 Zoll und optional 20 Zoll großen Rädern sind die Radkästen proper gefüllt. Damit ist an einen kleinen Wendekreis nicht mehr zu denken, der hier bei 11,9 Meter liegt. Und in alten, engen Parkhäusern bemerkt man, dass der Tarraco Plug-in-Hybrid schon zu den großen SUVs zählt. Die 1,84 Meter Breite entsprechen real 2,12 Meter mit Außenspiegeln.
Die gute Dämmung gefällt. Die Traktion weniger. Besonders bei Vollgas auf nasser oder glatter Fahrbahn ringen die Vorderräder mit den 245 PS. Vom Traktionsverlust geht jedoch keine Gefahr aus, weil der Tarraco vorne mit den Hufen scharrt.
Das sollte reichen im Familien-SUV
Den 1.868 Kilogramm Gewicht steht genügend Leistung gegenüber. Der 1,4-Liter-Vierzylinder leistet wie im Seat Tarraco Einstiegsmodell 1.5 TSI 150 PS. Hinzu kommen die 115 PS des Elektromotors. Macht 245 PS Gesamtleistung und 400 Nm Gesamtdrehmoment.
Im Sportmodus und S-Boost geht es flotter voran. In 7,5 Sekunden ist im Tarraco 1.4 e-Hybrid die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h abgefeiert und bei 205 km/h die maximale Geschwindigkeit erreicht. Das sollte genügen im Familien-SUV. Gell, Papa.
Gleitet man komfortabel dahin, wie es zum SUV, gerade einem mit Plug-in-Hybrid-Antrieb, am besten passt, arbeitet der gut abgeschottete, mit einem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe liierte Turbomotor leise im Hintergrund. Gibt man viel Gas, geht es vierzylindernder zu. Das wirkt zwar nicht immer harmonisch, ist aber durchaus typisch für ein Plug-in-Hybrid mit wenig Hubraum.
Angemessene Trinksitten
Während des elektrischen Fahrens hört man kaum etwas, bis auf das künstliche Geräusch, das Fußgänger vor dem sich nähernden Tarraco warnt. Und wie steht’s um den Verbrauch?
1,5 bis 1,7 Liter/100 km verspricht Seat im WLTP-Verbrauchsmittel. Im B-Modus, in dem der Tarraco Plug-in-Hybrid kräftiger rekuperiert, und bei gelassener Fahrweise spart man. Der Werksverbrauch lässt sich im Alltag jedoch nur realisieren, wenn für den täglichen Aktionsradius die 13 kWh Kapazität der Batterie ausreichen, ohne dass sich der Benziner zuschaltet.
Seine Vorteile spielt der Seat Tarraco Plug-in-Hybrid, der bis Tempo 130 rein elektrisch fahren kann, vor allem im Stadtverkehr aus. In der City fährt der Tarraco 1.4 e-Hybrid, vorausgesetzt der Akku ist gut geladen, öfter rein elektrisch.
Wenn das Ladekabel nicht ungenutzt im Kofferraum herumliegt, der Zugang zum Stecker sichergestellt ist und täglich eine Strecke von +/- 40 Kilometer gependelt wird, lässt sich der Seat Tarraco 1.4 e-Hybrid sehr sparsam bewegen. Auf Langstrecke macht es zumeist wenig Sinn nachzuladen. Oder man besitzt sehr viel Geduld und Zeit, denn fürs Laden vergehen mit Wechselstrom und 3,6 kW rund dreieinhalb Stunden – mehr als eine Kaffeepause.
Wenn die Batterie kaum Saft hat und der Benziner auf der Autobahn die Hauptrolle übernimmt, nähert sich der Verbrauch des 1.4 e-Hybrid dem des 150 PS starken 1,5-Liter-Benziners im Tarraco an (Test Seat Tarraco 1.5 TSI). Dann muss der im Plug-in-Hybrid mit 45 Liter Volumen um 13 Liter kleinere Tank schneller aufgefüllt werden. Im Test lag der Verbrauch ohne Laden bei 7,4 Liter und die Reichweite mit einer Tankfüllung bei 610 km – Angemessene Trinksitten.
Und sonst? Andere Hersteller gewähren mehr als nur zwei Jahre Garantie. Der Tarraco 1.4 e-Hybrid startet zu einem Preis von 48.000 Euro. Das sind rund 10.000 Euro mehr, als für das 150 PS starke Tarraco Basismodell mit dem 150 PS starken 1,5-Liter-Vierzylinder und 6-Gang-Schaltgetriebe anzulegen sind.
Warum gerade den?
Bei der Entscheidung vor dem hohen Familiengericht besitzt der Seat Tarraco 1.4 e-Hybrid gute Chancen, den Prozess zu gewinnen. Mit viel Platz im Innen- und Kofferraum und guten Alltagsqualitäten aus der Familienperspektive. Aus der Mamaperspektive durch die erhöhte Sitzposition und das leichte Handling. Aus der Papaperspektive wegen dem nicht schwachen, aber sparbegabten Antrieb ohne Reichweitenängste. Oder anders herum oder alles zusammen.
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