Autotest
Porsche Cayenne S Test: Born For The USA
Der Ein- und Ausstieg ist bequem. Die Vordersitze fügen sich nach zwölf elektrischen Verstellwegen kommod. Die glatte, mit Leder (Serie) bezogene Rückbank könnte mehr Kontur und Seitenhalt bieten und der analoge Tachometer eine bessere Ablesbarkeit, statt die eigene Deplatziertheit mit einem weiteren (digitalen) Tempoanzeiger rechtfertigen zu müssen.
Über alles andere im Innenraum darf man sich, bis auf wenige etwas kostengünstig aussehende Regler (Lenkstockhebel, Belüftungsregler), eher freuen als beklagen. So schön lässt sich ein Mittelfach (zweivolumig) beleuchten, zu elegant verschwindet der Cupholder unter einem eleganten Holzschieber.
Das Antriebsglück auf Erden definiert sich nicht immer über Heckmotor und Boxerprinzip. Mit tiefem Grollen legt der 4,5 Liter-V8 des Cayenne S über seine expressionistische Auspuffanlage ein einmalig erdiges Fundament – wenn auch manchmal nur außen und nicht innen: Ein Gefühl, als hätte der geniale Johann Sebastian seine Orgel vor der Kirche abgestellt.
Die Fahrleistungen und die Daten erheben den S dann wieder ganz weit nach oben. 340 PS, 450 Newtonmeter, 6,8 Sekunden von Null auf 100 km/h, 2,2-Tonnen mit maximal 242 km/h.
Ein Rückspiegel, den man als Hinterherfahrender nicht so leicht füllt oder das ökonomische Fegefeuer? Zweimal ja, zweimal nein: Mit dem drehfreudigen Aggregat miniaturisiert man den Verkehr im Mittelspiegel recht geschwind. Was dem etwas entgegensteht, ist das hohe Fahrzeuggewicht – Lösung: der Cayenne Turbo mit dem 450 PS-V8.
Die Sache mit dem Verbrauch gerät etwas in den Hintergrund, wenn gewisse Optionen auch genutzt werden: Der Cayenne zieht Hänger der 3,5-Tonnenklasse, durchpflügt Ströme und Bäche von einem halben Meter Tiefe und stemmt mit der Luftfederung (optional, 2.888 €) auch Rampenwinkel von fast 25 Grad.
Für ein ökologisches Fegefeuer reicht es trotzdem allemal. Die Nadel der Tankanzeige ist kein wirklich guter Freund und der 100 Liter-Tank schlicht notwendig, denn die 18,9 Liter im Testmittel repräsentieren noch lange nicht den größten Durst – eine weitere Lösung: vielleicht der neue Cayenne mit auf 250 PS erstarktem Volkswagen-V6 (Werksangabe: 13,2 – 13,5 l/100 km), eher jedoch ein Dieselmotor, der die Beantwortung der Frage nach dem Sinn oder Unsinn von großen Geländewagen entschärfen würde.
Der Selbstzünder ein Sakrileg im Porsche? Es gibt zu Zeit kaum schönere Diesel-Sünden als den 5,0 Liter-V10 (313 PS) von VW (Test VW Phaeton 5.0 V10) – bald auch im Cayenne? Nein, denn Amerikaner mögen ihn, aber keinen Diesel und scheren sich noch zu wenig um den Verbrauch. Deswegen macht der Cayenne für Porsche sehr viel Sinn – auch wenn man hierzulande vor den Verbotsschildern steht. (2005)
Weitere Informationen
https://www.porsche.com/germany/
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