Autotest
Porsche Cayenne S Test: Born For The USA
Über den Sinn oder Unsinn eines großen Geländewagens – und die konsequente Konsequenz: der Porsche Cayenne S im Test.
Es endet mit einem Verbotsschild. Auch mit 340 PS. Auch mit dem Drehmomentprinzip V8. Noch bevor ein hoher Rampenwinkel fruchten und ein Differential regeln darf, steht da schon das runde Rotweiße am Stil. Auch das ist Deutschland – Abenteuerausflug Kurzversion.
Hierzulande, im Land von Goethe und „Durchfahrt verboten“, fühlt man sich im Cayenne ein manches Mal wie Don Quixote, der an der Windmühle verzweifelt die Flügel sucht.
Der rechte Wille ist da (permanenter Allradantrieb, Reduktionsgetriebe, elektronisch geregelte Längs- und Quersperren, Gelände-ABS und -ESP), nur gar mangelt es am rechten Wege – dem zu bekämpfenden, dem morastigen, dem widerspenstigen.
Daher ist es konsequent, einen Geländewagen auch auf das Terrain abzustimmen, auf dem er hauptsächlich bewegt wird: auf die Straße.
So erklären sich die zwei martialischen Griffe auf der Mittelkonsole: Der Kontakt zwischen Knie und Konsole ist häufig innig, sodass der lederne Dreizack dem Fahrer sehr oft als Stütze für das rechte Knie dient.
Insbesondere deswegen, weil der Porsche eines viel besser kann als alle anderen Konkurrenten mit Geländeambition: Kurven.
Das riecht, der etwas flachere Aufbau und das straffe Fahrwerk sein Dank, nicht nur ein wenig nach 911. In der Stellung „ sport“ werden Kurven am trefflichsten vernascht, wobei dann aber deutlich mehr Stöße an die Insassen und ins Lenkrad dringen.
Geht der Schieber der Luftfederung auf „comfort“, teilt sich die Straße zwar milder mit, aber die Vorderachse verliert geschwinder an Contenance und Haftung.
Der Kompromiss heißt „normal“, macht den Cayenne trotz Luft in den Federn aber immer noch nicht zu Sänfte – denn das hohe Fahrzeuggewicht und der erhöhte Schwerpunkt erzwingen, um sportlich zu sein, die eher hartherzige denn verzeihende Abstimmung des Fahrwerks.
Nicht nur dies allein, sondern das klug geschnürte Gesamtpaket, ist prägend verantwortlich für die ungewohnte Agilität: Die Bremse beißt giftig und rechtfertigt dies mit äußerst verbindlicher Verzögerung.
Das Sechsgang-Schaltgetriebe tut ähnlich hart, aber präzise Dienst. Die nie leichtgängige Servolenkung überzeugt durch solides Handling auf Landstraße und Autobahn, macht Porsches Offroader in der Stadt aber vom Gefühl her ein halben Meter länger – selbst der viel massigere Range Rover (Test Range Rover) lenkt sich spielerischer in die Parklücken. Aber eben auch – der klassische Zielkonflikt zwischen Komfort und Handling – viel zäher durch die Kurven.
Zielkonflikte, die irgendwann keine mehr waren, als ein fünftüriger Porsche wegen des amerikanischen Marktes und weil Porschefahrer auch Nachwuchs bekommen, für legitim erklärt wurde. So erhielt der Cayenne eine Ladekante, die auch dem Gepäck zeigt, dass sein Besitzer viel (Cayenne S: 61.512 €) investiert hat: massiv, verchromt, wunderschön – Koffer würden Porsche kaufen.
Deswegen ist auch der ebene Raum hinter der Fondsitzbank mit zweigeteilter Heckklappe, solider Gepäckabdeckung, praktischem Staufach und einer 12 Volt-Steckdose gut bestellt. Die letzte Sitzreihe selbst suggeriert dem Nachwuchs: Hier können wir lange mitfahren – solange wir nicht in der Mitte vor dem Ende der Mittelkonsole und über dem Kardantunnel sitzen müssen.
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