Fotos: automobil-magazin
Autotest
Abarth 595 esseesse Test: Forza Italia
Was sagt der Autotester über den Abarth 595 esseesse?
Vor der Tour nach Italien stehen da Fragen. Nur fünf Gänge? Wie mit dem 69-PS-Einstiegsmotor im Fiat 500? Genügen die fünf mit 1,4 Liter Hubraum im Stall, aber 180 Pferden am Zügel? Und der Komfort? Macht die sportliche Abstimmung und die flache 205/40 ZR17-Sportbereifung die lange Tour nach Italia zur Tortour?
Also mal Butter bei die Fische, oder italienischer: Olivenöl an die Scampi. Schon im Stadtverkehr liegt der fünfte Gang beim Gleiten manchmal in der Schaltgasse. Auf der Landstraße steigt das Drehzahlniveau dann mit der Geschwindigkeit und auf der Autobahn?
Entwarnung, bei Richtgeschwindigkeit pendelt die digitale Drehzahl knapp über 3.000 Touren. Bei angenehmem Geräuschniveau. An langen, nicht besonders steilen Anstiegen, von denen es in den italienischen Alpen einige gibt, fällt auf: Man muss im Abarth, wenn man nicht rasen, sondern nur cruisen möchte, häufiger herunter schalten als mit einem 180-PS-Motor mit mehr Hubraum. Logisch, aber wäre noch ein sechster Gang da, wäre es vielleicht anders.
Wenn man den 595 esseesse zum nächsten Espresso peitscht, steht im knapp unter 1,2 Tonnen leichten Abarth fast allzeit genug Schub bereit. Ab 2.000 Umdrehungen hängt er sich mehr rein. Und nach dem Druck auf die Sporttaste, der das Drehmoment pusht, ist sie da, die dunkle Seite der Macht mit derbem Grollen und Röcheln aus dem fetten zweiflutigen Sportauspuff von Akrapovič.
Schon beim morgendlichen Kaltstart macht man sich im frech vorlauten Leerlauf die jugendliche Hälfte der ragazzi in einer Bar zum Freund. Schaltet man dann auf den Sportmodus, holt man sich auch noch die alten Säcke mit dem Corriere della Serra, die beim Sound des Abarth in der Vergangenheit schwelgen, auf seine Seite. Für so klein ist der Abarth 595 esseesse definitiv viel zu laut.
Und nächste Frage, der Komfort? Scusa, welcher Komfort? Mit dem Straßen lesen nimmt es der 595 esseesse ziemlich genau und informiert präzise über den Belag. Und wenn er eher schlecht ist – wie so manche Landstraße in den vernachlässigten Teilen von Italien – weiß man, wie sich eine Kugel bei 6 aus 49 fühlen muss.
Im Sportunterricht erhält der 595 esseesse dafür nur gute Noten. Das Lenkrad mit der Markierung auf 12 Uhr – gerade Stellung der Vorderräder – kommuniziert intensiv mit der Asphaltdecke. Die Lenkung ist direkt und der Lenkwiderstand verbindlich. Das Vertrauen in die Fahrsicherheit des 595 esseesse ist so groß wie der Wendekreis mit den 17-Zoll-Rädern. Die Schaltkugel des 5-Gang-Getriebes liegt wie in jedem Cinquecento in optimaler Bedienposition. Die Brembo Sportbremsanlage mit gelochten, belüfteten vorderen Bremsscheiben und großen Vier-Kolben-Bremssätteln reagiert sehr unmittelbar, direkt und bissig.
Zum Sportler und Kurvenverkoster machen den 595 esseesse auch die Koni Stoßdämpfer. Optional stehen ein mechanisches Sperrdifferenzial, ein automatisiertes Fünfgang-Schaltgetriebe, rote Gurte für die Sportsitze und Karosseriekomponenten aus Kohlefaser im Angebot.
Die Tour nach Italien artet nicht zur Tortour aus. Wenn man nicht zu zart besaitet ist, funktioniert auch Langstrecke im 595 esseesse, denn die Autobahnen und Straßen sind in Norditalien zumeist ganz gut Und vom Motor hört man, brav mit Tempo 130 unterwegs, nicht mehr viel, denn er wird vom Fahrtwind überstimmt.
Und die Performance? Der 595 esseesse, der geschlossen oder als Cabrio 595 C (Test Abarth 595C Turismo) angeboten wird, stürmt in nur 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und läuft 225 km/h. Und die letzte Frage in diesem Test, die nach dem Verbrauch? 7,0 Liter/100 km sind es im Test – va bene.
Warum gerade den?
Weil er laut, schnell und hart ist. Mit seiner Verve, seiner vorlauten Emotionalität und dem Preis von 29.690 Euro ist er der erreichbare Traumwagen in kurz, mit lebendigen 180 PS und einem Donnerwetter am Auspuff. Seinen Alltag steht er wie ein Cinquecento von der Stange und auch mal eine richtig lange Tour. So kurz, so gut, so kräftig, so spaßig. Wie früher, nur viel besser, stärker und schneller.
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