Autotest
Toyota Prius Plug-in Hybrid Test: Lust auf Vernunft
Was sagt der Autotester über den Toyota Prius Plug-in Hybrid?
Durch die niedrige Sitzposition stellt sich im neuen Prius ein deutlich sportiveres Fahrgefühl als im Vormodell ein. Man sitzt bequem in den angenehm konturierten Vordersitzen.
Neue Prius Welt
Die Lenkung arbeitet im Generationsvergleich direkter und mit mehr Rückmeldung. Präzise und leichtgängig. Durch den längeren Radstand, die breitere Spur und den niedrigeren Fahrzeugschwerpunkt liegt der neue Prius satter. Durch die größeren und breiteren Räder geht die Fuhre besser durch die Kurve. Der Toyota umrundet diese ohne starkes Wanken und untersteuert in schnell angegangenen Kehren friedvoll. In zügig genommenen Autobahnkurven herrscht Ruhe in der Lenkung
Der Federungskomfort, der sich auch bei schlechter Straße gut beweist, hat gegenüber dem Prius IV ebenso gewonnen. Mit den 17-Zoll-Reifen geht’s komfortabler, mit den im Test aufgezogenen 19-Zoll-Pneus dynamischer voran.
Mehr PS, immer mit Stecker
Die Dynamik wird auch vom Motor gepusht. Der erste Toyota Prius stand für Sparsamkeit und Effizienz, aber nicht für Leistung und Emotion. In seiner zweiten Generation wurde der Prius zum Kult- und Promi-Objekt. Im Prius der dritten Generation wurde die Kraftstoffeffizienz verbessert (Test Toyota Prius III). In der vierten wuchs die elektrische Reichweite (Test Toyota Prius IV).
Der Motor des Prius PHEV legte im Hubraum von 1,8 auf 2,0 Liter und in der Leistung von 98 auf 151 PS zu. Der Elektromotor des Plug-in-Hybrid erstarkte ebenso von 103 auf 163 PS. Auch wenn 190 und 208 Nm Drehmoment von Otto- und E-Motor nicht gerade spektakulär anmuten, zeigt der neue Prius mit 223 PS Systemleistung dem alten Prius mit 101 PS weniger mal ganz locker das fesche Heck.
Blitzprius
Der Toyota Prius hat seine 1.620 bis 1.680 kg Gewicht gut im Griff. Und wie, Blitzprius: Der neue Prius Plug-in Hybrid nimmt dem alten mit 6,8 Sekunden im Sprint von 0 auf 100 km/h 4,3 Sekunden ab. Sturm gegen Standfußball. Auch wenn der Vortrieb bei 177 km/h elektronisch begrenzt wird.
Die Gangverwaltung übernimmt ein stufenloses Automatikgetriebe. Beim Ausrollen vor der Ampel nimmt der Prius äußerst intelligent Schwung raus. Dank Sensoren. Bei gelassener Fahrweise geht es ruhig und kultiviert voran.
Sparsamkeit Programm
Sparsamkeit ist im Toyota Prius seit 1997 Programm. Im neuen Prius unterstützt die serienmäßige Wärmepumpe und das Laden beim Kraftstoff sparen. Toyota gibt einen Verbrauch von 0,5 bis 0,7 Liter Superbenzin plus 11,4 bis 12,6 kWh Strom an. Das ist sehr sparsam und geht weit.
Weil die Kapazität der Batterie mit dem Generationswechsel von 8,8 auf 13,3 kWh zulegte, wuchs die Reichweite auf 86 km. Im Stadtverkehr können es mit einer Batterieladung sogar bis zu 111 rein elektrische km sein. So viel zur Theorie des WLTP-Zyklus.
Und wie viel Kraftstoff fließt im Alltag? Das hängt von der eigenen Fahrweise und den Fahrbedingungen ab. Vor allem aber vom Laden. Mit Aufladen, das mit 3,3 kW vier Stunden zu lang für Autobahnpausen dauert, geht es rein elektrisch am sparsamsten voran.
Spart auch ohne Laden
Und ohne Laden mit fossiler Unterstützung? Ohne Aufladen geht es im Test zumeist mit einem elektrischen Fahranteil zwischen 60 und 80 Prozent voran, was nach dem Abstellen auf dem Display dokumentiert wird. Im Stadtverkehr landen wir im Test fast immer im 80-Prozent-Bereich und bei Verbrauchswerten zwischen vier und fünf Litern. Toll: Man muss kein Profi sein, um das zu erreichen. Dann geht’s weit mit einer Tankfüllung von 40 Litern. Im Test genehmigte sich der Prius Plug-in Hybrid im Durchschnitt 5,0 Liter Super. Damit wäre man mit einem Tank 800 km weit gekommen – Diesel-like.
Und sonst noch was? Im aufgeräumten Cockpit ermöglicht ein ausgewogener Mix aus Tasten und Bedienfeldern eine gute Bedienung. An Ablagen und Anschlüssen herrscht im Innenraum kein Mangel, von den Ablagen und Getränkehaltern in der breiten Mittelkonsole bis hin zu den USB-C-Buchsen zum Smartphone-Laden.
Sparflunder
Eine gute Rundumsicht ist in der Sparflunder Prius nicht zu erwarten. Die flach verlaufenden A-Säulen drehen sich an der Innenseite zwar aus dem Blick, trotzdem verbauen sie beim Warten zusammen mit der breiten Technikeinheit hinter dem Innenspiegel den Blick auf die oberste Ampelleuchte.
Hinten herum helfen das 360-Grad-Panorama-Kamerasystem (Serie im Advanced) und die weitwinklige, mit eigener Waschdüse ausgerüstete Heckkamera. Die LED-Leisten im Cockpit warnen bei Gefahr. Die Assistenzsysteme der dritten Generation von Toyotas „Safety Sense“-System sichern die Fahrt. Im Test manchmal sehr strikt: Klar, da steht ein Fußgänger. Aber er steht in einer Kurve auf einer Verkehrsinsel. Abbremsen? Nicht nötig. Macht er aber. Das ändert aber nichts grundsätzlich: „Safety first“ bleibt die richtige Sicherheitsphilosophie.
Warum gerade den?
Die Prius-Philosophie geht auch im reizvollen Gewand auf. Die Qualität ist hoch, der Preis für den Plug-in-Hybrid mit 45.990 bis 53.490 Euro ebenso. Die Form folgt nicht immer der Funktion, bemerkt man im Kofferraum, das aber attraktiver denn je. Mit der Vernunft des äußerst sparsamen Antriebs geht der neue Prius ganz neue Wege. Vom Auftritt, von der Performance und vom Fahren. Lust auf Vernunft? Mehr Emotion, Dynamik und Fahrfreude fuhr im Toyota Prius nie mit.
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