Autotest
Toyota Prius Plug-in Hybrid Test: Lust auf Vernunft
Der Toyota Prius definiert sich in der 5. Generation eindrucksvoll neu – Test Toyota Prius Plug-in Hybrid.
Erster Eindruck
„Was ist das?“ – Erstkontakt, Frühling 2023, nahe Tokyo, in einer Garageneinfahrt: Toyota? Prius? Zwick mich einer.
i-Prius
Herbst 2024, Heimspiel: Der Toyota Prius V hat sich zum Test schick gemacht. Schick Perlweiß. Der Barock ist weg, die Moderne da, die Biederkeit Geschichte. Im Cockpit setzt es sich fort. Der Jet-Kanzel-Look erinnert an Hondas legendäres Civic Cockpit, greift aber das Konzept von Peugeots gelungenem i-Cockpit auf (Fahrbericht Peugeot E-3008). „i-Prius“: Instrumente oben, Lenkrad unten.
Das in Schwarz gehaltene Prius Cockpit, das an das des vollelektrischen Toyota bZ4X erinnert, und die Innenausstattung wirken hochwertiger, wohnlicher und optisch ansprechender als im Vorgänger. Bei der gekonnten Verarbeitungsqualität blieb es.
Megascreen
Über dem tief eingebauten Lenkrad des Prius sitzt ein kleines 7,0-Zoll-Instrumentendisplay. Im Zentrum thront ein scharfer Mega-Touchscreen im panoramahaften 12,3-Zoll-Format, über den die meisten Einstellungen des Infotainments und des Fahrzeugs erledigt werden.
Über die Bedienzentrale wird das Smartphone via Apple CarPlay oder Android Auto ins System eingebunden. Mit dem Smartphone können Infos über das Fahrzeug aus der Ferne abgerufen werden. Updates fliegen „over the air“ im Prius ein. Die Navidaten kommen aus der Cloud. Die Klimareglung geschieht über gut erreichbare Tastfelder intuitiv. Die Lautstärkeverstellung über einen echten Dreh-Drück-Schalter ist und bleibt das Beste.
Sehr gut fürs Ohr
Der Klang des Soundsystems mit sechs Lautsprechern macht Laune, das hingezimmerte Bassfundament an: Schon mal besser Musik in einem Toyota gehört? Und auch die Ausstattung macht es einem leicht, im neuen Prius einzusteigen. Sie ist gut bis innovativ (Solardach) und an drei Ausstattungslinien gebunden. Viele weitere Extras werden nicht geboten.
Bereits im Prius Plug-in Hybrid Basismodell zählen die Klimaautomatik, der schlüssellose Fahrzeugzugang, die beheizbaren Vordersitze und die 230-Volt-Steckdose zur Serienausstattung. Im Executive, der auf 19 statt 17 Zoll abrollt und die Straße mit LED-Scheinwerfern und adaptivem Fernlicht ausleuchtet, ist das Lenkrad beheizbar, der Spiegel digital und die Heckklappe eine elektrisch öffnende und schließende.
Im Top-Prius Advanced sitzt man vorne auf beheiz- und belüftbaren Kunstledersitzen und hinten links und rechts auf beheizbaren Sitzpolstern unter dem serienmäßigen Solardach. Das kann ein paar Zusatz-km Reichweite bedeuten, bekommt in grauen Novembern aber nicht viel Futter.
Blausparen
Wie bei der Ausstattung nicht viel zu variieren ist, gibt es bei der Lackierung wenig zu entscheiden, wenn man nicht mehr bezahlen möchte. „Indigo Blau“ ist die einzige Außenfarbe, die null Aufpreis kostet – Blausparen. Für das im Test schimmernde „platinumweiß perleffekt“ wird man für 1.090 Euro zur Kasse gebeten.
Was sagen die Mitfahrer über den Toyota Prius Plug-in Hybrid?
Für Designpreise erhält man selten mehr Platz. Auch nicht im Vernunftauto Prius. Kein Wunder ist es, dass bei nur 1,42 Meter Höhe die vordere Dachsäule dem Kopf beim Einstieg nahe kommen kann. Vorne sitzt man tief, hinten auch. Sitzt vorne jemand in einer niedrigen Sitzposition, wird es dahinter für die Füße unter dem Vordersitz knapp. Mit 1,90 Meter geht es auf der Rückbank über dem Kopf knapp zu. Normalwuchs geht in Ordnung, Kind sein sowieso.
Mehr Radstand, mehr Beinfreiheit
Der neue Prius Plug-in Hybrid baut mit 4,60 Meter Länge zwar um fünf Zentimeter kürzer als der Vorgänger, aber der Radstand ist um fünf Zentimeter auf 2,75 Meter gewachsen. Davon profitiert die Beinfreiheit im Fond. Das Plus von zwei Zentimeter Breite kommt dagegen der Schulterfreiheit auf der Sitzbank zugute. Allerdings sitzt man auch hier bei 1,78 Meter Breite bequemer zu viert als zu fünft.
Tiefbau und Schlauchboot
Der Kofferraum, der sich durch das Umlegen der geteilt umklappbaren Rücksitzlehne erweitern lässt, fällt im neuen Prius Plug-in Hybrid kompakter als im Vorgänger aus. Das Kofferraumvolumen reduzierte sich um 70 Liter von 354 auf 284 Liter. Da geht in der 4,60-Meter-Limousinenklasse woanders mehr. Geht eine vierköpfige Familie auf Sommerurlaub, sind die Folgen des Tiefbaus zu spüren: „Papa, und das Schlauchboot?“
Die große, ab dem Ausstattungslevel Executive elektrisch öffnende Heckklappe öffnet nicht so smooth wie die elektrischen Fensterheber. Wie im alten Toyota Prius dürfen im neuen bis zu 75 kg aufs Dach. Das maximal zulässige Gesamtgewicht erhöhte sich um 65 kg. Damit steigt auch die zulässige Zuladung auf 315 bis 375 kg. Nicht viel. Und mit dem Anhänger sollte man dem Prius erst gar nicht kommen. Weder gebremste noch ungebremste Anhänger dürfen gezogen werden. Keine Stärken ohne Schwächen.
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