Test
Opel Ampera Test: Null Euro fürs Tanken?
Null Euro fürs Tanken? Nur einmal im Jahr tanken? Im elektrischen Opel Ampera ergeben sich ganz neue Perspektiven – Test Opel Ampera.
Ein Mal im Jahr sollte man den Tank schon füllen, empfiehlt die Bedienungsanleitung des Opel Ampera. Mit 35 Liter Super. Aber wozu eigentlich?
Der Ampera ist voll auf elektro eingestellt. Der 86 PS leistende 1,4 Liter-Vierzylinder hat nie Kraftschluss zum Rad. Er waltet daher nie als Vollstrecker, sondern immer nur als Generator zur Reichweitenverlängerung, also als Zuarbeiter, dessen Aufgabe darin besteht, den 16kW/h-Lithium-Ionenakku fit zu halten.
Die Akkukapazität genügt für Strecken zwischen 40 und 80 Kilometer. In der Testpraxis sind es um die 60. Zwischendurch schaltet sich der Otto zu. Etwa dann, wenn kräftig Gas gegeben wird. In der Regel kommt der Opel ohne Lade- und Füllstopp rund 500 Kilometer weit.
Damit verbucht er für sich im Vergleich zu rein Elektrischen, wie der BMW i3 ohne Range Extender (Fahrbericht BMW i3) einer ist, einen klaren Reichweitenvorteil. Der BMW muss spätestens nach 150 Kilometern wieder an die Stromleine, wenn der Opel noch lange Gassi fährt.
Wegen der Benzin-Absicherung ist der Ampera zwar kein ganz konsequentes Elektroauto, aber eines, indem man überhaupt keine Angst haben muss, ohne Strom liegen zu bleiben – außer man hat doppelt nicht getankt.
Wo Strom tanken? Erste Erkenntnis: Es gibt Menschen, die eine Garage besitzen. Die laden ihren Opel dort über Nacht und werden mit dem Ampera glücklich, denn der Stromer aus Rüsselsheim, der streng genommen ein Detroiter namens Chevrolet Volt ist, ist günstig im Unterhalt.
Und trotzdem stark im Vortrieb. 150 PS und 370 Nm stehen maximal an den Antriebsrädern an. In weniger als zehn Sekunden beschleunigt das mit 1.732 Kilogramm nicht gerade leichtgewichtige Fahrzeug auf Tempo 100 und weiter bis zur elektronisch gedrosselten Höchstgeschwindigkeit von 161 km/h. Klingt nicht spektakulär, aber da geht schon was. Aus dem Stand zoomt sich der E-Opel auf den ersten Metern fast an jedem Otto vorbei: flüsternd leise, aber druckvoll.
Die Stadt ist das Revier. Sollte zumindest so sein. Im Gegensatz zum Umland, wo die Stromtanksäulenwüste verdammt schnell beginnt, ballen sich hier auf virtuellen Karten die Ladesäulen. Über das Stadtgebiet von Frankfurt am Main spannt sich ein relativ dichtes Netz.
Also los, Elektrozapfe suchen. Eine hinter der Frankfurter Messe wird im Internet lokalisiert und auf der Suche eine zweite kurz davor beim Ansteuern der ersten entdeckt. Geht doch gut los, es gibt sogar etwas zu wählen. Nicht ganz, und genau das offenbart auch schon das Problem: Der Platz ist von einem dort parkenden Benziner verstellt.
Die fossile Vergangenheit steht der elektrischen Zukunft sozusagen im Weg. Und was passiert 2020, wenn eine Millionen Elektrofahrzeuge regelmäßig tanken gehen? Bitte hinten anstellen? Für vier oder sechs oder elf Stunden? Ungelöste, aber nicht unlösbare Probleme. Also weiter zur einige hundert Meter entfernt gelegenen Ladestation, die dann tatsächlich frei ist.
Laden kostet null Euro – das klingt doch richtig gut im Ohr. Dank eines Modellprojekts von Frankfurts Stromversorger Mainova, tanken Elektrofahrzeuge umsonst. Und einfach geht das Laden auch: Ladesäulen-Telefonnummer mit dem Handy anrufen. Die Ladebuchse öffnet sich. Ladekabel am Fahrzeug anschließen und darauf an der Ladesäule.
Den erfolgreichen Ladebeginn markiert ein Hupsignal und die Anzeige auf der Armaturentafel. Wenn der Akku geladen ist, läuft alles genauso, nur anders herum. Am Ende des Ladevorgangs ruft man nochmals die Telefonnummer an und die Ladesäulenöffnung verschließt sich wieder. Klingt vielleicht kompliziert, ist es aber nicht.
Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar abzugeben Login