Test
Honda Jazz 1.2 Test: Ist Jazz drin?
Man meint fast den Blinker des vorausfahrenden Autos zu hören. So leise ist der 1,2-Liter-Vierzylinder bei gemütlicher Teillast auf der Landstraße. Der Hubraumkleine geht dabei erstaunlich souverän mit niedrigen Drehzahlen um und hängt gut am Gas. Das Zusammenspiel mit der Kupplung geschieht geschmeidig.
Die fünf Gänge – das Schaltgetriebe des Jazz überzeugt – sind zackig. Irgendwo in der Mitte, zwischen den Ziffern „4“ und „5“ auf dem Drehzahlmesser, lebt das Aggregatchen, ohne spürbar Vibrationen abzugeben, auf und kriegt bei 6.500 Umdrehungen die rote Karte vom Begrenzer gezeigt. Auf der Autobahn erlebt man dann eine andere Grenze: Trotz 90 PS und nur einer Tonne Gewicht ist Durchzug eine milde Brise. An Steigungen muss auch mal in den 4.Gang zurückgeschaltet werden, um adäquat beschleunigen zu können. Hier reißen das Hubräumchen ohne Laderunterstützung und nur 114 Nm maximales Drehmoment bei 4.900 U/min keine Bäume aus – eher Sträucher.
Hier, im Jenseits des Stadtverkehrs, ist das Fahrwerk auch etwas zappelig. In der fein abgestimmten, leichtgängigen und präzisen Servolenkung herrscht aber Ruhe. In der Stadt und auf der Landstraße überzeugt das leichtfüßige und pfiffige Handling des Jazz, an die Bewegungen auf der Autobahn hat man sich nach einigen zurückgelegten Kilometern gewöhnt – weil sie objektiv die Fahrstabilität nicht beeinflussen. Das Bremspedal hat einen sehr hohen Druckpunkt.
Gut, denkt man, dann tritt auch der nicht so fahrtalentierte richtig fest auf die Bremse – das ist nämlich notwendig für eine richtige Vollbremsung. Aber dann bemerkt man überrascht, es ist nicht nötig: Der kleine Honda verfügt über einen Bremsassistenten. Und wenn der nächste Winter kommt, muss man im Einstiegs-Honda auch keine Angst haben: Der Jazz verfügt dank Frontantrieb, ESP und nicht viel schiebender Masse über gute Wintereigenschaften.
Das Balkendiagramm der Verbrauchsanzeige zeigt minimal 4,6 Liter. Am Ende des Tests standen 7,3 l/100 km in der letzten Zeile des Fahrtenbuchs – nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. Das trifft auch auf die Eigenschaften des Honda Jazz zu, das ist aber genau auch seine Qualität: Sein Heldentum sind nicht die Einzeldisziplinen – wo das sehr gute Getriebe, die Handlichkeit, die Ergonomie und die Variabilität vielleicht am deutlichsten hervorstechen –, sondern der Alltag. Und der ist nun mal keine Einzeldisziplin, sondern im Idealfall unbeschwertes Fahren – ruhiger Jazz eben. Unaufgeregt. Aber am Ende gefällig. (2010)
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