Test
Chrysler Crossfire im Test: Cross feiern
Der Vorderwagen lenkt sehr agil und willig ein. Das dazu selten anstimmende Knistern im Interieurplastik zeugt von der hohen Karosseriesteifigkeit, aber auch davon, dass bei Fugen und Passungen noch Feinabstimmung möglich ist. So könnte auch die Kugelumlauflenkung (3,1 Drehungen von Anschlag zu Anschlag) direkter sein – etwa so direkt-sportlich wie die rasch zukrallende Kupplung und der bissige V6. Der hängt zum Sprung allzeit bereit am Geschehen: Aufreizend, spontan, elastisch – und wem das noch nicht reicht: präsent, mit einem tiefen, sonoren Unterton. Die Leistungsabgabe erfolgt dabei sehr gleichförmig, im Bereich zwischen 4.000 und 6.000/min am stimmigsten.
Das Sechsgang-Schaltgetriebe ist eng gestuft und lässt sich mit dem kurzen Schaltknauf flott durchschalten. Der etwas zu stoisch-knochige erste Gang (ein Software-Update soll dies in Zukunft ändern) offenbart die Herkunft der Getriebeeinheit (Mercedes). Ebenso die gut dosierbare, ansprechende und verzögernde Bremsanlage (innenbelüftete 300 Millimeter messende Scheiben vorne, 278 Millimeter hinten) und der schöne Motor: Schwäbisch reinliche und ehrliche 218 PS (EU 4) – und keine Datenblatt-Koketterie: 6,9 Sekunden von Null auf 100 km/h, 250 km/h Spitze.
Dass so in Fahrt auch zügig gebechert wird, versteht sich von selbst. Im Testmittel waren es 12,6, bei gelassener Fahrt nur 10,4 Liter Super. Womit sich auch bequemes Reisen als eine der vielen Qualitäten des schmucken Zweisitzers erweist: Lange und mittlere Bodenwellen werden charmant weggefedert, grobe Unebenheiten mit etwas weniger Charme. Mit 60 Litern fasst der oberhalb der Hinterradaufhängung platzierte Tank genügend Proviant, mit 215 Litern der schmale Kofferraum – dank „Tirefit“ – ausreichend Gepäck. Viele offene Ablagen gibt es zwar nicht, dafür ein relativ großes Handschuhfach und ein praktisches Staufach oberhalb des Kardantunnels (Gesamtvolumen: ca. 10 l).
Genug Alltagsnutzen für ein glückliches Autoleben also. Ein geglückter Motor, ein geglücktes Fahrwerk und eine Form, die jede Straßenecke zur großen Bühne macht. Nur wohlwollende Blicke, der Zuspruch immer positiv, keinerlei Kritik – ganz anders als zuhause: Tausche Frau und Kinder gegen Auto – nur noch so ein Gedanke. (2004)
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