Autotest
Alfa Romeo Giulia 2.0 Turbo im Test: Die Schöne
Was sagt der Autotester im Test über die Giulia?
Der Startknopf sitzt auf der rechten Speiche des Volants. Wie im Alfa SUV Stelvio (Fahrbericht Alfa Romeo Stelvio). Auf geht´s. Motor warm fahren, dann raus auf die Landstraße. Der mit einem Start-Stop-System gelieferte 2,0-Liter-Turbo startet zivil rau, wechselt bei Fahrt mit niedrigen Drehzahlen schnell ins Säuselnde und Kultivierte. Nun fordert der Gasfuß und der 2.0 Turbo liefert. Der Lader beißt spontan an, der Motor haftet gut am Gas und kommt mit Drehzahl noch mehr auf.
Das Klischee vom hoch drehenden italienischen Sportmotor erfüllt der 2.0 Turbo nicht. Schon bei 5.000 Umdrehungen sind die 200 PS produziert. Um die 6.000 Touren schaltet die Automatik in den nächst höheren Gang. Egal, ob man im Automatikmodus fährt oder den Turbomotor mit den Schaltpaddles befiehlt. Ja, die Schaltpaddles. Sie sind so toll gefertigt, fassen sich so aus dem Vollen an, klicken so gediegen … dass man manchmal nur manuell schaltet, weil es sich so anregend anfühlt. Wirklich.
Der 2,0-Liter-Turbo gefällt schon bei 1.500 Touren mit seiner Geschmeidigkeit, zu der ihn die 330 Nm Drehmoment, die schon früh bei 1.750 Umdrehungen zur Verfügung stehen, befähigen. Seine 200 PS hält er gut beieinander. Im Test unterstützt von der hervorragenden Achtgang-Automatik von ZF. Die glänzt mit weichen Wechseln und schnellem Durchschalten und Herunterschalten.
Schaltet man das dna-Fahrdynamiksystem von „n“ wie Normal auf „d“ wie Dynamic schiebt der Turbo die 1,5 Tonnen schwere Limousine noch früher und energischer voran. Dann zeigt der Tachozeiger in 6,6 Sekunden auf 100 und erst bei 235 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Das kostet dann etwas mehr Sprit. Im Test verbrauchte die Giulia 2.0 Turbo 16V 9,5 Liter Super je 100 Kilometer. Nicht wenig, aber gerade noch in Ordnung für 200 PS mit Temperament.
Das Fahrwerk ist der Dynamik gewachsen. Stoisch flockt die Giulia im Wechsel von sehr direktem und sicherem Einlenken, vorbildlich ansprechender Bremse und elastischem Tempoaufbau durch die Landstraßenkurven. Mit leichtfüßigem Handling und dem Maß an Komfort, das der Sportivität eines Alfa Romeo gut zu Gesicht steht.
Den italienischen Charme zieht die Giulia bis in den Innenraum durch. Das Cockpit mit den klassischen Röhreninstrumenten mit klassischen Zeigern, attraktiven Lüftungsdüsen und dem anmutigen Lederlenkrad gefällt wie der Purismus um die Mittelkonsole. Die befreit der neue zentrale Drehregler – so zu sagen Alfas „aDrive“ – von vielen Schaltern, die sonst nötig wären. Auch die Menüsymbole am linken Rand der Navikarte erinnern nicht wenig an BMW – gut so.
Der Bildschirm ist groß, nur das Rückfahrkamerabild wegen der daneben angezeigten Parkansicht etwas winzig. Die Kamera benötigt man in der Giulia wegen der Unübersichtlichkeit mit dem hohen Heck und dem schmalen Heckfenster.
Und die Qualität? Noch nicht alles klappt perfekt (leichtes Knistern am Armaturenbrett, Arbeitsgeräusche der Servolenkung beim langsamen Rangieren), aber der weich aufgeschäumte Kunststoff auf der Oberseite der Armaturentafel und die soliden Kunststoffe um den Automatikwahlhebel fassen sich fein an. Die Ledersitze sehen nicht nur klasse aus, sondern sie sind es. Bequem und mit gutem Seitenhalt.
Und das Beste: mit vorbildlicher Sicherheit – Nicht nur der automatische City-Notbremsassistent und der Spurverlassenswarner machen einen guten Job, sondern die Sicherheitsingenieure bei Alfa haben ihn ebenso geleistet. Das Sicherheitsniveau des Insassenschutzes fällt in der Giulia, unabhängig vom Sitzplatz und der Körpergröße, sehr hoch aus. Es wurde im Euro NCAP-Crashtest mit der maximalen Sternezahl von fünf Sternen honoriert.
Warum gerade den?
Die Sterne strahlen wieder hell. Alfa Romeo ist mit der Giulia ein großer Wurf gelungen. Die Stärken dominieren. Das Design betört genauso wie das „Piacere di Guidare“, die Freude am Fahren. Die hat sich nicht nur BMW auf die Fahne geschrieben. Was das Handling, das Fahrwerk und die Sicherheit betrifft, ist diese Giulia ganz objektiv und faktisch der seit langer Zeit beste Alfa Romeo.
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