Autotest
Seat Leon Sportstourer Test: Aber hola!
Leon ST, die zweite: Fortschritt – Test Seat Leon Sportstourer 2.0 TDI FR.
Erster Eindruck im Test
Das Design des neuen Leon Sportstourer orientiert sich mit der geduckten Karosserielinie an der zwischen 2013 und 2020 gebauten ersten Serie von Seats Kombi. Der neue Leon Sportstourer, der mehr als der Vorgänger auf Rundungen setzt, geht mit einer bulligen Front los und mit einem durchgehenden LED-Leuchtenband und verschnörkeltem Schriftzug am Heck zu Ende.
Die neue Linie setzt sich im Cockpit fort. Das Interieur wirkt ähnlich puristisch-reduziert wie im alten Leon ST, aber hochwertiger. Von den aufgeschäumten Kunststoffen bis zu den feschen Sitzpolstern.
Was sagen die Mitfahrer über den neuen Leon Sportstourer?
Der Seat Leon mit Steilheck stellt weiterhin eine gute Wahl dar, wenn ein kompakter Fünftürer passt. Die Neuauflage des Seat Leon Sportstourer ist dagegen eine noch passendere Wahl für Familien und Oft-Transportierer, weil er deutlich länger baut.
Länger heißt geräumiger – Weil der jetzt 4,64 Meter lange Leon Kombi den Leon ST der ersten Serie um 10 Zentimeter überragt und den Leon Fünftürer um 30 Zentimeter, bietet er erheblich mehr Platz im Innen- und Kofferraum.
Selbst dem teutonischen Platzhirsch, dem VW Golf Variant, hat der neue Leon Sportstourer mit 2,69 Meter zwischen den Achsen den zwei Zentimeter längeren Radstand voraus. Das wirkt. Vorne wie auf der Rückbank, wo reichlich Kniefreiheit hinter den Vordersitzen zur Verfügung steht.
Weil die Dachlinie des Leon ST in nur 1,44 Meter Höhe verläuft – gut für die Optik – fällt die Sitzposition auf der Sitzbank tief aus. Das bemerken Langbeinige im Fond, weil die Oberschenkel nicht ganz auf dem Sitzpolster aufliegen. Die schmale seitliche Fensterlinie – gut für die Optik – verläuft hoch. Das bemerken die Kinder, die im schicken Spanier weniger sehen.
Der Kofferraum hat Format. Die Gepäckabteilung ist im Vergleich zum ersten Leon Kombi (Test Seat Leon ST Cupra 280) um 33 Liter gewachsen. Von 587 auf 620 Liter Kofferraumvolumen. Bei heruntergeklappten Rückbanklehnen werden aus den 1.470 Litern des Vorgängers 1.600 Liter.
Das ist eine Menge. Der Golf Variant packt 611 bis 1.642 Liter ein. Der Ford Focus Turnier 541 bis 1.653 Liter. Nur im Skoda Octavia Combi, der wie der Leon ST auch auf der Golf 8-Plattform aufbaut, lässt sich mit 640 bis 1.700 Liter noch mehr in der Gepäckabteilung verstauen.
Vergleicht man den Kombi mit dem konkurrierenden, bei Familien populären Format eines SUV, schneidet der Leon Sportstourer ebenso gut ab. In einem SUV wie dem VW Tiguan kommt mit 615 bis 1.655 Liter ein vergleichbar üppiges Gepäckquantum unter. In der Variabilität kann der Leon Kombi aber mit manchem SUV nicht mithalten. Eine verschiebbare Rückbank? Ein umklappbarer Beifahrersitz? Fehlanzeige.
Die sehr tiefe Ladekante, die ein SUV nicht zu bieten hat, spricht allerdings für den Kombi, dessen Heckklappe sich im Testwagen elektrisch öffnet. Und das Anhänger ziehen? Der Leon Sportstourer 2.0 TDI kann bis zu 1,6 Tonnen an den Haken nehmen.
Was sagt der Autotester im Test über den Leon ST 2.0 TDI?
Warum sich die Hälfte aller Käufer beim Leon für den Sportstourer entscheidet, hat mit Kinderwagen, Stoffkollektionen, Vertreterkoffern und Familiensommerurlauben zu tun. Die lange Ladefläche, die breite Ladeöffnung und die tiefe Ladekante machen es im Alltag und in den Ferien mit den Koffern und dem Schlauchboot ganz einfach einfach.
Zum Anforderungsprofil eines Familienkombis und Transporters passt der Diesel sehr gut. Der 2.0 TDI mit 150 PS ist da ein bewährter Kandidat für den Motorraum. Der 2,0-Liter-Vierzylinder arbeitet kraftvoll unten heraus.
Der Klassiker aus VWs Motorenbaukasten schaufelt satte 360 Nm Drehmoment, die schon ab 1.700 Umdrehungen zur Verfügung stehen, an die Vorderräder und beschleunigt den Leon Sportstourer in 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 218 km/h erreicht.
Der 45 Liter große Tank kann für eine Reichweite von knapp 1.000 Kilometer reichen. Oder doch besser Benzin im Tank? Der 204 PS leistende Plug-in-Hybrid-Antrieb im Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid verbraucht in der Papierform lediglich 1,2 bis 1,3 Liter Super/100 km.
Das klappt aber nur, wenn man den Akku des Plug-in-Hybrid permanent nachlädt. Wer lädt permanent nach? Der 2,0-Liter-TDI ist im neuen Leon Sportstourer der klar bessere Motor für die Langstrecke, denn mit dem Dieselmotor hat das Sparen kein Ende, wenn die Akkuladung zur Neige geht.
Das im 2.0 TDI serienmäßige 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG), mit welchem der Leon Sportstourer 2.0 TDI beim „Segeln“ lange gleitet und ausrollt, verwaltet die Kraft auffällig unauffällig.
Trotzdem ist das im Leon Sportstourer 1.5 TSI mit 130 und 150 PS serienmäßige 6-Gang-Schaltgetriebe eine gute Wahl, weil es sich sehr gut schalten lässt. Allerdings nicht im 150 PS starken TDI, der ausschließlich mit dem 7-Gang-DSG im Angebot steht.
Vom Komfort hat der neue Leon Sportstourer gegenüber dem Vorgänger gewonnen. Das Gewicht von 1,4 Tonnen macht es dem Dieselkombi nicht schwer. Das Fahrwerk, das den Sportstourer leicht straff auf der Straße liegen lässt, ist harmonisch abgestimmt, ohne die für die spanische Marke so typische Leichtfüssigkeit beim Einlenken einzubüßen.
Der Wendekreis fällt mit 10,5 Meter kompakt aus. Die Straßenlage gewinnt mit den optionalen 18-Zoll-Rädern und dem Dynamic-Paket mit adaptiven Dämpfern noch.
Die Fahrassistenz- und Infotainment-Ausstattung hat mit Volkswagens MQB Evo Konzernplattform gewonnen. Die teilt sich der neue Leon Sportstourer auch mit dem neuen Audi A3 Sportback (Test Audi A3 Sportback 35 TDI).
Das hat gute Seiten, aber auch die anderen. An der Ablesbarkeit der Instrumente gibt es im neuen Leon Sportstourer nichts auszusetzen, an der Bedienung aber schon. Viele Tasten sind verschwunden.
Das ist gut, aber das Einstellen von Klimatisierung und Sitzheizung läuft jetzt über den Touchscreen ab, was Konzentration erfordert und den Blick vom Verkehr ablenkt. Und man hinterfragt: Warum zwei Bedienschritte, wenn mit einem Schalter nur einer notwendig wäre? Ein Fortschritt?
Von Vorteil ist, dass man vieles auch mit dem Sprachassistenten erledigen kann, etwa die Einstellung der Temperatur oder des Radiosenders. Und sonst? Die Tankanzeige geizt mit vier Balken mit Detailinformation und einige Kunststoffteile im Innenraum wirken eher kostengünstig. Die Sprachsteuerung mit einem spanischen „Hola!“ zu aktivieren, liegt nicht im Naturell jedes Deutschen.
Im Cockpit gibt es nicht viel auszusetzen. Vom Infotainment und der Multimedia ist vieles mit dem Digitalradio (DAB+), dem Beats Soundsystem, der kabellosen Ladestation fürs Smartphone, der Smartphone-Einbindung über Apple CarPlay oder Android Auto, den Connect Online-Diensten und der 3D-Navi mit dabei, wenn man in einem gut ausgestatteten Leon Sportstourer (vier Ausstattungslinien stehen zur Wahl) unterwegs ist.
Hinten herum fällt der neue Leon Kombi, wenn man die Rückfahrkamera rechts liegen lässt, mit den schlanken C-Säulen überraschend übersichtlich aus.
Das unten abgeflachte Lederlenkrad der Sportvariante FR liegt gut in der Hand. Der Spurhalteassistent greift sanft und nicht nervend in die Lenkung ein. Die Verkehrsschilderkennung erkennt nicht nur das aktuelle, sondern schon das kommende Tempolimit. Gut für vorausschauendes Fahren.
Und der Verbrauch? Am Anfang des Tests stehen mit vollem Tank 760 Kilometer Reichweite auf dem Bordcomputerdisplay. Nach 200 Kilometern, weil sparsam gefahren wurde, immer noch. Im Test reicht eine Tankfüllung für 900 Kilometer Strecke. Der Verbrauch liegt im Test bei vorbildlichen 5,0 Liter/100 km.
Warum gerade den?
Raumangebot, Komfort, Fahrassistenz, Infotainment und der erste Eindruck beim Platz nehmen … Es geht immer noch besser. Der Diesel, der im Leon Sportstourer 2.0 TDI FR mit 150 PS Leistung zu einem Preis von 32.000 Euro im Angebot steht, spart und überzeugt mit seinem Kraft-Verbrauchsverhältnis. Am Seat Leon Sportstourer hat sich so viel zum Besseren verändert, dass er heute eine noch bessere Entscheidung ist, die er früher schon war. Aber hola!
Weitere Informationen zum Fahrzeug
Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar abzugeben Login