Autotest
Skoda Superb 2.5 V6 TDI Automatic Test: mehr Passat
Ein Skoda Rapid (österreichisch:„schnell, blitzartig“) schrammte in den Achtzigern nur um Haaresbreite am Etikettenschwindel vorbei – oder es ging zehn Prozent den Berg hinunter. Ein Skoda Superb hält tatsächlich, was die Typenbezeichnung schon verkündet – auch mit dem V6-Diesel und Automatikgetriebe? Test: Skoda Superb 2.5 V6 TDI Automatic.
Es gibt sie, diese Markennamen, die sich irgendwann einmal, nachdem ihr Glanz lange ermattet war, wieder neu erfinden. Skoda ist so einer: damals entwicklungstechnisch weit hinterher, heute dank Vitamin V und W wieder voll auf der Höhe. Etwas viel besseres als die Skoda S 120 oder S 110 fast dreißig Jahre zuvor. Der Glückliche, der im Fond des Superb die Sitzheizung einregelt, fühlt sie, diese neue und vollkommenere Skoda-Welt.
Ein Skoda von VWs Gnaden. Sicher. Wie der neue Octavia, der den Golf im Vergleichstest schneidet, aber offensichtlich eine sehr gelungene, im ostböhmischen Kvasiny gebaute Weiterentwicklung des Passat: breitere hintere Türen, mehr Glas und mehr Raum hinter den Vordersitzen.
Mit einem Radstand (2,80 m), der den Passat gerade in dieser Hinsicht beinahe zu müden Flaute erklärt (+10,0 cm) und das Fondabteil des Skodas fast schon auf Oberklasseniveau erhebt.
Der Antrieb ist weniger elitär, ein 163 PS leistender 2,5 Liter-Diesel. Gut diesen nicht schalten zu müssen – der Schreiber dieser Zeilen verbucht den Erstkontakt mit dem V6, damals im Audi, nicht unter den positiven Erlebnissen: eine Straßeneinmündung, herannahender Verkehr, ein scheinbarer Tritt – wo bleibt der Motor? – ins Leere.
Die Kurbelwelle scheint das Drehmoment beim Anfahren oder Zwischenbeschleunigen aus niedrigen Drehzahlen erst anzurühren – etwas teigig, reichlich spröde, lange nicht so leichtfüßig wie von den Vierzylinder-TDIs gewöhnt. Um sich kurz darauf mit vollen Laderschaufeln gewaltig in einigen hundert Newtonmetern Drehmoment zu entladen. Diagnose: eine unharmonische Abstimmung.
Angesichts dieser Motorerlebnisse bestätigt sich im Superb 2.5 V6 TDI wieder einmal, wie entscheidend die Motor-Getriebeabstimmung das Fahrerlebnis bestimmt. Die ersten Zehntel sind bei plötzlicher Leistungsanforderung zwar immer noch höchst meditativ und speziell das akustische Auf und Ab des Diesels in Verbindung mit der Automatik tonal ungewohnt.
Aber etwa ab 1.500/min koppelt sich der je nach Last satt säuselnde oder streng knurrende V6-Diesel (Abgasnorm: EU-4) mit kraftvollem Punch (350 Nm) an das Geschehen an. Die Fünfgang-Automatik (mit Tiptronic) schaltet geschwind und unauffällig hoch und sehr intelligent und einfühlsam zurück. D
ie Gänge werden für effektives Beschleunigen annährend ausgereizt (bis 4.400/min). Ein Blick auf die um einige Stundenkilometer und eine Beschleunigungssekunde besseren Fahrleistungen der Variante mit Schaltgetriebe (223 km/h, 9,2 s von 0 – 100) weisen bei der Kauffindung in die falsche Richtung: Dann müsste man ja die Gänge selber wechseln – und wahrscheinlich auch hier an mancher Straßenkreuzung auf die sich erst aufbauende Motorkraft warten.
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