Autotest

Skoda Octavia Combi 1.9 TDI Test

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Nur am Ende fällt er auf: wegen der Rückleuchten. Und aus der Reihe: Mit vielen gescheiten Details – Test Skoda Octavia Combi 1.9 TDI.

Wieder so ein Zweckkombi, den man sich kurz vor dem ersten Kind anzuschaffen pflegt? Wieder ein neuer Vertreter-Rennwagen? Evolution verkauft sich besser als Revolution, vermutet man, wenn man sich das weniger kantige, gefällige, aber kaum auffällige Äußere – Ausnahme: das Heck – des Octavia der zweiten Generation beschaut.

Octavia Combi. 105 PS, Dieselmotor

Im Interieur weht der Wind, gemäß dem Gleichteileprinzip, streng aus Wolfsburg. Und auch unter der Haube arbeitet den Vorderrädern, leicht zu enttarnen anhand von Datenblatt und Laufgeräusch, ein alter Bekannter zu: ein Vierzylinder-TDI made by Volkswagen.

Wieder so ein automobiles Grundnahrungsmittel? Die Heilung des falschen Vorurteils heißt fahren, denn wer den 105 PS starken 1,9 Liter-Pumpedüse-Diesel erst bewegt, fragt sich, warum es zuvor unbedingt der 140 PS-Zweiliter sein musste. Durchschnitt? Wenn so, dann ist das doch etwas Feines.

Der ausgeprägte Langhuber stapelt seine Newtonmeter schon bei 1.900/min zu einem wallenden Drehzahlberg von 250 Nm. Durchzug: kraftvoll. Geräusch: angenehm, weil die Drehzahlen dank langer Getriebeabstimmung (4.000/min bei ca. 195 km/h) und effektiver Schallisolierung im Lastkeller hell schnarrend vor sich hinsäuseln.

Gibt man dem Motor allerdings, was er nicht unbedingt will: höhere Drehzahlen, knurrt er um 4.000/min kernig in typischer TDI-Manier – akustisch gesprochen: eher brummen als summen.

Das leichtgängige Fünfganggetriebe gefällt. Die Servolenkung sagt zu, ohne dass man sich zu Gedanken über Präzision oder Lenkwiderstand angestiftet fühlen muss.

Das Fahrwerk überzeugt eindrucksvoll: Belagbügeln mit großer Klasse. Unbeladen besteht eine minimale Tendenz zur Holprigkeit. Voll bepackt, ist davon nichts mehr zu spüren.

Octavia Kombi, Kofferraum, Laden

Überhaupt, Laden ist der Auftrag (Kofferraumvolumen: 580 bis 1.620 l). Echtes Heldentum bedeutet, das Kinderbett noch dort unterzubringen, wo andere schon am Kinderwagen scheitern.

Dem bekannten Designsatz „form follows function“ gibt ein Schrank auf der niedrigen Ladekante und über dem breiten, tiefen und ebenen Gepäckraumboden erst richtig Inhalt.

Die Rückbank ist nach dem Ziehen zweier Hebel ruckzuck komplett flach gelegt, die weit nach oben klappende Heckklappe auch für Standgrößen ohne Kopfnussoption. Unter dem gewieften Extrafach im Kofferraumboden kommt sogar noch ein vollwertiges Ersatzrad unter.

Tatsächlich überall – fröhliches und zufriedenes packen – findet sich Raum um abzulegen. Vom Fach auf dem Armaturenbrett bis hin in die hintersten Winkel des Gepäckraums.

Octavia Combi, hinten sitzen

Die straff gepolsterten Sitze sind so bequem, wie sie aussehen und in hellem Leder (optional) besonders attraktiv. Zubehör wie Xenonlicht, Zweizonen-Klimaautomatik oder Regensensor lassen die alten, eher lärmenden als bequemen Heckmotorjahrzehnte der Marke Skoda vergessen.

Octavia, Combi, Ablagen, Verstauen

An der Funktionalität und Solidität eines einzigen Innenraumteils lässt sich gar die mit jeder Fahrzeuggeneration ansprechender werdende Viel-Auto-fürs-Geld-Philosophie fest machen: Die schön gearbeitete Mittelarmlehne im Fond ist sehr gescheit in etwa 15 Zentimeter Höhe oberhalb der Rücksitzbank installiert, was dem Arm, weil es ihn nicht nach unten zwingt, sehr entgegenkommt.

Skoda Octavia, Brillenfach

Und so geht es immer weiter mit klug durchdachten Ideen: Die solide in Schienen geführte Gepäckraumabdeckung, Ablagefach, Gepäckraumabdeckung und Netztrennwand in einem einzigen Teil direkt hinter der Rücksitzbank, die den Zündschlüssel erfordernde Kindersicherung geschützt vor Verstellung in der Tür hinter dem Fahrer, ausklappbare Doppelhaken zur Befestigung kleiner Gegenstände an beiden Seiten des Laderaums und so weiter.

Praktisch auch, dass der Tempomat, einmal eingeschaltet, nicht nach jedem Neustart aktiviert werden muss. Angenehm, dass sich auch im Fond die Luftzufuhr mit Belüftungsstellern und -lamellen einregeln lässt.

Nicht ganz überzeugend fällt das ziemlich verschachtelte Handschuhfach aus und ebenso die ganz und gar nicht intuitive Bedienlogik des Radios und der eigenartige Druckpunkt der Schalter auf dem Multifunktionslenkrad.

Über den an der Dachreling pfeifenden Wind sollte man sich nicht beklagen, weil – es hat offensichtlich mit der Richtung der Luftströmung zu tun – davon nur ganz selten etwas zu hören ist.

Skoda Octavia Kombi TDI Test

Summa summarum, allerhand widerlegte Vorurteile und eine mit jedem der 3.000 Testkilometer gewachsene Überzeugung: gut gemacht Skoda. Wegen der äußerst harmonischen Abstimmung der Antriebs- und Fahrwerkskomponenten, niedrigem Verbrauch samt großer Tankreichweite (Test: 950 km) und zahlreicher pfiffiger Lösungen im Detail. Gutes Alltagsauto, guter Reisewagen, guter Transporter, guter Preis – ein echt gutes Gefühl, so ein Familienkombi. Was noch fehlt? Das erste Kind. Aber dafür kann das Auto nichts. (2006)

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