Autotest
Peugeot 208 und e-208 im ersten Test: Demokratie der Motoren
Was sagt der Autotester über den neuen Peugeot 208 und e-208?
„300 km“ Reichweite stehen auf der Reichweitenanzeige im Elektro-208. Ein paar Vollgaspartien und 18 Kilometer später sind daraus „240 km“geworden.
Klare Ansage: Der Gasfuß macht im Elektroauto bei der Reichweite die Musik. Streichelt man den Löwen und schaltet die Klimaanlage aus, geht´s weiter. Scheucht man ihn, geht ihm früher die Luft, sorry, der Strom, aus.
Wie früh? 50 kWh Kapazität genügen nach WLTP für 340 Kilometer. Das kann für eine Pendlerwoche mit fünf Arbeitstagen reichen. Der Stromverbrauch wird von Peugeot mit 16,9 kWh/100 km angegeben. Ist der Akku leer, muss der kleine Löwe wieder über den Stecker ernährt werden.
Und das dauert? Zwischen 30 Minuten für 80 % voll an der 100-kW-Schnellladesäule und über einen Tag für 100% am Haushaltsstecker. An der heimischen Wallbox vergehen etwa 5,5 Stunden beim dreiphasigen Laden (11 kW).
Lädt man langsam, schont das den Akku, auf den Peugeot mit acht Jahren Garantie (Laufleistung 160.000 Kilometer) eine längere Garantie gibt als auf das ganze Fahrzeug (zwei Jahre).
Vom Schub ist der 136 PS starke Elektromotor im e-208 (Auslieferung ab Januar 2020) der Star, denn er mobilisiert seine 260 Newtonmeter vom Start weg. In 8,1 Sekunden beschleunigt der elektrisierte 208 mit einem kräftigen Zug aus dem Stand auf Tempo 100. Wegen dem mit dem Tempo steigenden Verbrauch ist bei 150 km/h Schluss.
Und die anderen Motoren? Der 1,2-Liter-Saugmotor im 208 1.2 PureTech Stop & Start 75 (ab 15.490 Euro) überrascht im ersten Test. Vielleicht, weil man von 75 PS nicht so viel erwartet, aber es dann doch ganz gut erfüllt bekommt. Hält man den Dreizylinder mit Drehzahl auf Trapp, fällt sein geringes Drehmoment von 118 Nm gar nicht mehr so auf. Er hängt gut am Gas und macht, wenn er nicht ans Limit gepeitscht wird, angenehm wenig Lärm. Fährt man nicht permanent auf der Autobahn, fährt man mit dem schon gut im 208.
Für den Peugeot 208 Like mit dem 75-PS-Dreizylinder, den man im Innenraum gleich am Handbremsgriff (sonst: elektrische Handbremse) und am Fünfgang-Schaltgetriebe (sonst: sechs Gänge oder Automatik) erkennt, gibt es auch wegen der Sicherheit ein „like“.
Die Sicherheitsvorsorge fällt schon im Einstiegsmodell mit dem Müdigkeitswarner, dem Frontkollisionswarner, der Berganfahrhilfe, dem aktiven Bremsassistenten, der Verkehrsschilderkennung und dem Spurhalteassistenten mit Lenkeingriff gut aus, Positiv fällt auf, dass auch die manuelle Klimaanlage, das automatische Fahrlicht und der Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer zur Serienausstattung gehören.
Nur der Zugang zu den optionalen Ausstattungspaketen bleibt dem Peugeot 208 mit 75 PS verwährt. Die sieben Pakete, von denen sechs im Topmodell GT Serie sind, sind für das Einstiegsmodell genauso wenig zu bestellen wie das tolle Digitalcockpit, das erst ab dem 208 Allure Serie ist – Dafür gibt´s dann kein „like“.
Der gleiche Motor mit ebenfalls drei Zylindern und 1.199 Kubik Hubraum, aber Turboaufladung und 101 PS (ab 17.950 Euro) und 131 PS (ab 23.500 Euro), taugt auf Langstrecke mehr, auch wenn im schwächeren Turbobenziner durch das Turboloch bei niedrigen Drehzahlen etwas Schwung verloren geht. Die neue Achtgang-Automatik – in der Kleinwagenklasse ein neues Erlebnis – kommt in Verbindung mit dem 131-PS-Dreizylinder serienmäßig zum Einsatz und pflegt die Schaltstufen sanft ein.
Der zum Marktstart stärkste Benziner mit 131 PS hat die 1,2 Tonnen des 208 1.2 PureTech Stop & Start 130 mit seinen 230 Newtonmeter Drehmoment, seiner Dreizylinderkernigkeit beim Drehen und seiner Ruhe beim Gleiten erquicklich im Griff. In 8,7 Sekunden saust man von 0 auf 100 km/h und dann davon mit bis zu 208 km/h. Dann steigt der Verbrauch über die von Peugeot angegebenen rund viereinhalb Liter Super.
Keiner verbraucht weniger als der Diesel. Mit dem 102-PS-Diesel konsumiert der Peugeot 208 1.5 BlueHDi Stop & Start (ab 19.850 Euro) im Schnitt rund einen Liter weniger als die Benziner. 3,2 Liter/100 km Diesel fließen in der Papierform alle 100 Kilometer aus dem Tank. Der darf deshalb mit 41 statt 44 Liter Volumen etwas kleiner ausfallen.
Und welcher ist der beste Motor im Peugeot 208? Von der Laufkultur, der Drehmomentkraft (205 Nm) und den Fahrleistungen ist der mittlere Benziner mit 101 PS ein attraktiver Motor, für den sich in Zukunft wohl die meisten Käufer entscheiden werden.
Unsere Favoriten nach dem ersten Test sind der preiswerte, aber überraschende 75-PS-Benziner und der emissionsfrei arbeitende Elektromotor im e-208 (ab 30.450 Euro; abzüglich 4.000 Euro Elektroprämie: 26.450 Euro). Mit dem unter der Haube liegt der Peugeot 208, wie auch sonst, richtig gut auf der Straße, denn der schwere Stromspeicher ist ganz tief eingebaut. Das hält den Schwerpunkt niedrig und ist der Straßenlage genauso förderlich wie der mit 1,43 Zentimeter im Vergleich zum Vorgänger um drei Zentimeter tiefere Karosserieaufbau.
Damit hat das Handling gewonnen. Bekömmlich straff liegt der neue Peugeot 208, dessen Handlichkeit an den Ford Fiesta erinnert (Fahrbericht Ford Fiesta), sowohl mit Elektro-, Benzin- und Dieselantrieb auf der Straße. Was vorne mit der direkt abgestimmten Lenkung, an welcher der aktive Spurhalteassistent spürbar zerrt, flott in die Kurve hineingeht, kommt hinten wieder sicher heraus.
Warum gerade den?
Der Peugeot 208 ist kaum wieder zu erkennen. Der letzte große Wurf unter Peugeots Kompakten liegt mit dem Peugeot 205 schon lange zurück. Nun knüpft der französische Hersteller mit dem 208 wieder an diesen Erfolg an. Die Raumnutzung ist zwar nicht optimal und der Kofferraum relativ kompakt, aber wie der neue Peugeot innen ausschaut, wie er mit dem Elektromotor performt und wie er auf der Straße liegt, das macht so viel Eindruck wie das phantastische 3D-Cockpit, mit dem er sich von den Kontrahenten in der umkämpften Vier-Meter-Kompaktklasse absetzt – Neuauflage gelungen.
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