Autotest
Nissan 370Z Roadster im Test: klassisches Z-Dur
Der 370Z ist der Klassiker in Nissans Modellprogramm. Hält er sich als 370Z Roadster und mit dem mittlerweile 328 PS starken 3,7-Liter-V6 an die seit 1969 währende Tradition der Z-Modelle? Test Nissan 370Z Roadster.
Was sagt der Hersteller?
„Der Nissan 370Z Roadster steht für puren Open Air-Genuss“: Und so fühlt sich das in Fahrt auch an. Flott verschwindet das elektrisch angetriebene Softtop unter der in Wagenfarbe lackierten Verdeckklappe im Verdeckkasten. Zwischen den sichernden Überrollbügeln sitzt ein durchsichtiges Windschott, das die Frisur zusammen mit den Seitenscheiben effektiv vor derben Turbulenzen bewahrt.
Wintertauglich ist das Ganze ebenso. Das mehrlagige Verdeck senkt nicht nur das Geräuschniveau, sondern hält bei Kälte die Wärme im Innenraum. Eine beheizte Glasheckscheibe sorgt für freie Sicht nach hinten. Aber was heißt „frei“? Der Verdeckstoff und das winzige Heckfenster lassen kaum etwas vom Rückraum sehen. Der Blick auf das Bild der Rückfahrkamera ist im 370Z Cabrio beim Rangieren mit geschlossener Kapuze ein Muss.
Dass die Konstruktion der Verdeckmechanik schon einige Jahre auf dem Buckel hat, spürt man. Öffnen und Schließen in Fahrt gelingt nur bei ganz langsamem Rollen. Moderne elektrische Verdecke lassen sich auch bei 50 km/h oder bei noch höherem Tempo ein- und ausfahren. Das gehört nicht zum Repertoire des schon seit 2008 gebauten 370Z. Dies schmälert den Genuss am offen fahren allerdings kaum.
„Die innovative Automatik kann selbst dogmatische Selbstschalter schwach werden lassen“: Ich bin im Sportwagen so ein dogmatischer Selbstgangwechsler und spüre beim lässigen Cruisen mit der Siebengang-Automatik, was sie einem bei Nissan mit dem Satz sagen wollen. Lasse ich es im 370Z Roadster ruhiger angehen – ja, das geht –, arbeitet der Automat sehr adaptiv.
Spürbar ist das etwa beim Ausrollen vor der Ampel, wenn die Automatik den Nissan sanft und mit dem Sinn für den rechten Schaltpunkt bis fast in den Stillstand herunterschaltet. Im Sportmodus werden dagegen auch mal Gänge übersprungen. Noch gefühlsechter geht es jedoch mit den Fingerkuppen an den Magnesium-Schaltwippen voran.
Bei flinker Handarbeit fliegen die Gänge hart und schnell wechselnd durchs Getriebe und der V6 faucht apart beim Zurückschalten über den Sportauspuff. Im Winter auf Schnee wechselt der Automatische im „Snow“-Modus die Gänge dagegen sanfter.
Mit dem manuellen 6-Gang-Getriebe und sensiblem Gasfuß würde dies aber genauso gut gelingen – und man hätte dazu noch 2.000 Euro gespart. Das Adaptivste im Auto ist eben immer noch der Mensch – sagt: der dogmatische Selbstschalter.
„Der Durchschnittsverbrauch des Roadsters beträgt im ECE-Zyklus 11,2 Liter/100 km“: Der 370Z Roadster mit Automatik gönnt sich mit 10,9 Liter Super zwar etwas weniger, aber auch diesen Verbrauch nur auf dem Papier.
Dass der Vierventiler ein V6 vom alten Schlag ist, bemerkt man auch anderweitig. Der Sechszylinder-Sauger produziert seine Kräfte erst spät. 363 Newtonmeter bei 5.200 Touren und 328 PS bei 7.000 Touren. Die 1,6 Tonnen des beim Ausdrehen sportlich-kernigen Zweisitzers sind in 5,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigt. Die elektronisch abgeriegelte Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.
Was sagen die Mitfahrer?
„Sie haben aber einen tollen Po“ – Die Blondine ist zwar nicht meine Beifahrerin, sondern eine Passantin in der Frankfurter Innenstadt, aber solche Sprüche hört man von wildfremden Frauen auf offener Straße doch ziemlich selten. Und fühlt sich unweigerlich geschmeichelt, bis man bemerkt, dass der Prachtpo des 370Z gemeint ist.
Die 19-Zoll-Aluräder von Rays stehen dem Nissan ebenfalls prächtig. Hinter den rot lackierten Bremssätteln sitzen als effektive Verzögerer innenbelüftete Scheibenbremsen mit 355 Millimeter Durchmesser vorne und 350 Millimeter hinten.
„Das Cockpit wirkt ein bisschen grau, oder?“ – Derjenige, der so urteilt, beurteilt den 370Z ohne seine lange Historie zu kennen, die mit dem Datsun 240Z im Jahr 1969 begann und sich mit dem Fairlady 2660Z und 280Z bis 1983 fortsetzte. Diese zweckmäßig eingerichteten Z-Modelle mit ihren Sechszylindermotoren waren noch echte Sportwagen fürs Volk. Deshalb passt das puristisch gestylte Cockpit historisch gesehen zum 370Z Roadster.
Die klassischen Zeigerinstrumente rücken, wie im Sportwagen guter Ton, den Drehzahlmesser in den Mittelpunkt. Die Bedienung vieler Funktionen ums kompakte Lenkrad und auf der Bedienanrichte unterhalb des Monitors erfolgt intuitiv, auch weil einige Tasten von anderen Nissan Modellen bekannt sind. Den angenehmen Effekt von Nissans Gleichteilepolitik spürt man auch im Preis. Der bleibt mit 40.130 Euro im Wohlfühlbereich.
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