Test
Jeep 75 Jahre: ein Rückblick, die Gegenwart, ein Ausblick
Jeep steht wie keine andere Automarke für Freiheit. Die Freiheit, mit Geländegängigkeit fast überall hinzukommen und die Befreiung Europas – ein Blick in den Rückspiegel im legendären Willys MB, ein Probesitzen in Jeep-Sondermodellen und ein Blick voraus.
Ein Rückblick
Also, nun gut: eine Legende. Ich sitze im Papa aller SUVs, einem Willys Jeep MB, Baujahr 1941, dem Ur-Jeep. Mit diesem Jeep befreiten die Amerikaner 1945 Europa. Was heißt ich „sitze“? Ich will einfach nur sitzen bleiben, denn auf den ersten Kilometern bin ich nur der Beifahrer und kriege noch nicht das beste Teil in die Hand, an dem man sich festhalten kann: das Lenkrad. Stattdessen sitze ich auf einem auf nacktem Blech herum rutschenden Kissen, kein Gurt gibt es und rechts ein Türausschnitt, wo weder eine Tür noch ein Haltefang Schutz bieten. Die offene Flanke bietet die unheimlich reizvolle Option, sich als Beifahrer in einer flotten Kurve mit ordentlich Fliehkraft mal eben in die Büsche zu verabschieden – human offroad. Bei 60 km/h keine reizvolle Aussicht. Gibt man es ihm, kommt man nie an. Beim Beschleunigen von 0 auf 100.
Mit dem 61 PS starken 2,1-Liter-Vierzylinder liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 88 km/h. Dann hat das derbe prähistorische Beschleunigungserlebnis ein Ende, und man meint zu wissen, warum sie in „Jurassic Parc“ lieber Jeep Wrangler fuhren. Im Willys MB wäre man vom Thesaurus Rex nicht gefressen worden, sondern man wäre ihm wahrscheinlich schon zuvor, in einer Kurve herausgeplumpst, vor die Füße gefallen.
Fahrerwechsel. Wäre ich damals Soldat gewesen, wäre keiner mit dem Jeep MB befreit worden. Nur ich. Schon beim ersten Bremsen gehe ich gleich schwer, so ein Ding wiegt 1,1 Tonnen, quer. Deprimierend: bei 20 km/h. Der MB lenkt sich halt wie ein Boot. Keine Definition, nur Spiel. Wahrscheinlich lenken die meisten Boote besser. Vielleicht bremsen sie nicht ganz so gut wie der Jeep. Aber fast. Auch sonst wirkt der Willys MB einschüchternd von gestern. Man sitzt direkt auf dem Tank. Ehrlich: Sitzkissen wegziehen, Tankdeckel aufschrauben und unter dem Fahrerplatz riecht es nach Benzin. Das ist bei anfliegenden Marschflugkörpern, nur so ein dummer Gedanke, eventuell noch ungesünder.
Und dann bremst uns zwei im Willys Jeep ein einziger Schalter im blechernen Beifahrerfußraum. Steht er in der falschen Position, geht gar nichts mehr. Kein Zünden, kein Anlassen, kein gar nichts …Mit dem Jeep, der die größte Freiheit verspricht, sind wir zur größten automobilen Unfreiheit verdammt: Der Panne, aus der uns erst der Jeep-Service befreit. Was soll´s? Den ersten Audi Quattro meines Lebens, mit dem Audi Skischanzen herauf fuhr, habe ich bei der ersten Ausfahrt auch in einem großen Haufen Schnee versenkt. Freiheit ist halt, was man daraus macht. Also reden wir lieber über die neuen Jeep Jubiläums-Modelle. Vom Wrangler, Renegade, Cherokee und Grand Cherokee in ihrer 75th Anniversary-Ausgabe, die so fahren, wie man es heute mag, und bei der Ausstattung weit mehr Luxus zu bieten haben als nur ein Sitzkissen aus Schaumstoff direkt über dem Tank.
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