Autotest
Jaguar F-Pace 3.0d AWD Test: Der steht die Pace
Was sagt der Autotester über den Jaguar F-Pace 30d AWD?
Von Jaguars gelungenem Sechszylinderdiesel hört man auf Langstrecke zumeist nicht mehr als ein hintergründiges Säuseln. Gelegentlich unterbrochen von einem hellen Wastegate-Pfeifen beim Zwischenbeschleunigen. Drei Liter Hubraum in Kombination mit zwei Turboladern, die ab 1.500 Touren geballte 700 Nm Drehmoment an die vier Antriebsräder versenden, machen die Fahrt souverän. Der Vierzylinderdiesel ist vielleicht einen Liter sparsamer, aber er ist vom profaneren Laufgeräusch womöglich nicht jedermanns Sache.
„Verbrauch geht in Ordnung“ – Der F-Pace 30d AWD beschleunigt in 6,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 und läuft 241 km/h, aber man muss mit ihm selten zum Tanken aussteigen. Ein Tank trägt uns im Test bei einer Langstreckenfahrt über 800 Kilometer weit. 66 Liter passen ins Treibstoffreservoir. Der Testverbrauch liegt bei 7,0 l/100 km. Das ist ein Liter mehr als Jaguar verspricht, aber ein Verbrauch, der für ein 300-PS-Motor in einem 1,9 Tonnen schweren SUV in Ordnung geht.
Tritt man die Katze, freut sich der Mensch – Klingt nicht gerade tierlieb, aber die Straffheit des F-Pace, die den Aufbau ab und an in Vertikalbewegung versetzt und nicht mehr so katzenhaft samtig wie früher anmutet, bereitet auf einer kurvigen Bergstraße Fahrspaß. Der britische SUV fliegt in die Serpentinen ein, durchsteuert sie mit der elektromechanischen Servolenkung präzise und setzt mit verbindlicher Traktion auf die nächste Gerade an. Bis zur nächsten Kurve, die mit wenig Seitenneigung und sicherem Handling durchrollt wird. Trotzdem bietet das Fahrwerk genug an Komfort auf. Nur das Gefühl auf der Bremse ist alles andere als sportlich: viel zu weich und undifferenziert.
Und wenn man schon am Kritik üben ist: Auch um die Übersicht ist es im F-Pace, obwohl man sich um diese mit der Innenwölbung der A-Säulen sichtbar bemüht hat, nicht gut gestellt. Dafür ist das Heckfenster einfach zu schmal. Für Sicherheit sorgen neben den Parksensoren, der Rückfahrkamera und dem beeindruckenden 360°-Rundumsichtsystem die versammelte Sicherheitsassistenz (autonomer Bremsassistent, Fußgängererkennung, Spurverlassenswarner, Spurhalteassistent, Toterwinkelassistent mit Lenkeingriff) und der kompetente Allradantrieb.
In der Regel arbeitet der nur per Heckantrieb in Richtung Asphalt. Nur wenn es die Situation erfordert, holt er sich via Lamellenkupplung die Vorderräder binnen 100 Millisekunden hinzu. Noch fixer arbeitet das optionale Adaptive Dynamics-System. Das Fahrdynamiksystem passt die Fahrwerkseinstellungen bis zu 500 Mal an die Gegebenheiten an. Pro Sekunde.
Der adaptive ACC-Tempomat und das Head-up-Display sorgen für mehr Bequemlichkeit und das erweiterte Parkhilfe-Paket zeigt dem Fahrer bis zu einem Tempo von 16 km/h auf dem Touchscreen den schwer einsehbaren Bereich direkt vor dem Fahrzeug an – wie im BMW X6 (BMW X6 M50d im Fahrbericht).
Mit dem optionalen „Dual-View“ können Fahrer und Beifahrer auf dem 10,2 Zoll großen Touchscreendisplay unterschiedliche Informationen abrufen: Während der eine auf die Navikarte blickt, kann der andere ein Video ansehen. Der „Activity Key“ (ein wasserdichtes und stoßfestes Armband mit integriertem Transponder), mit dem beim Abschließen automatisch alle im Innenraum liegenden Schlüssel deaktiviert werden. ist praktisch für Outdoor-Sportler.
Das Digitalcockpit des F-Pace lässt sich sehr gut ablesen und erinnert mit der panoramahaften Navikarte direkt hinter dem Lenkrad an Audis hervorragendes Virtual Cockpit (Audi SQ7 im Test). Dass die Digitalzeiger beim sehr flotten vom Gas gehen unflüssig zucken, ist bei der Konkurrenz ähnlich. An der Bedienung scheitert die Intuition trotzdem manchmal. Manchmal benötigt man zwei Bedienschritte, wo woanders einfach nur einer nötig wäre. So geht moderne Bedienung heute gelegentlich vonstatten. Nicht nur im Jaguar.
Warum gerade den?
Früher war ein SUV ein behäbiger Geländewagen mit antiquierter Technik, rau laufendem Antriebsaggregat und dosiert alltagstauglich. Heute ist ein Jaguar F-Pace alles im Gegenteil und obendrein noch sportiv. Man kann den Briten getrost mit einem der neuen Vierzylinder, mit manuellem Sechsgang-Schaltgetriebe und Frontantrieb bestellen.
Mit der smoothen 8-Gang-Automatik, dem Traktion sichernden Vierradantrieb und dem kultivierten 3,0-Liter-Diesel, für den im 30d AWD R-Sport 65.000 Euro anzulegen sind, bereitet das Fahren im ersten Jaguar SUV jedoch noch vollwertiger Fahrspaß.
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