Autotest
Ford Mustang Cabrio 2.3 Test: Vier im Pony
Was sagt der Autotester über das Mustang Cabrio 2.3?
Die Kugel am Schalthebel liegt gut in der Handfläche und der 2,3-Liter-Vierzylinder-Turbo macht einen guten Job.
Die 317 PS, die ab 5.500 Touren an der Hinterachse auf die Straße kommen, gehen wegen der 1,7 Tonnen Gewicht etwas unter, aber auf „Sport“ agieren sie lebendig, weil der 2,3-Liter-Vierzylinder nun mit der vollen Portion von 432 Newtonmetern spontan am Kraftfluss hängt. Bei 160 km/h legt der Motor für lediglich 2.262 Kubik kräftig nach. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 233 km/h erreicht. Der Racing-Modus wirkt aber überambitioniert, denn dann schaltet sich das ESP ab. Das erfordert Vorsicht, denn schon mit aktiviertem Stabilitätssystem bricht das Heck bei viel Gas bei Nässe flott aus – Heckantrieb alte Schule.
Gute Schule heißt im amerikanischen Cabrio: cruisen – Das gelingt im Mustang Cabrio herrlich, auch wenn das Fahrwerk definitiv zu hart ausfällt. Im hohen Gang und mit Drehzahlen unter 1.500 Umdrehungen schippert man entspannt über die Landstraße. Richtig wenig verbraucht das Mustang Cabrio dabei auch mit dem Vierzylinder nicht. Ford sagt: 8,2 l/100 km mit dem Schaltgetriebe und satte 9,8 l/km mit der Automatik. Am Anfang des Tests stehen Werte von über 10 Liter auf dem Bordcomputerdisplay. Am Ende des Tests sind es 9,2 Liter, die alle 100 Kilometer aus dem 59-Liter-Tank geflossen sind.
Und die legendär diffuse Lenkung? Ist Geschichte. Das Kurven peilen mit der herrlich langen Fahrzeugschnauze des Mustang erinnert zwar immer noch an damals, aber das Steuern nicht. Schon in der „Normal“-Stellung reagiert die Lenkung direkt und in „Sport“ fühlt sie sich wie für Europa gemacht an. Die allzu softe „Komfort“-Position stößt aber wohl nur in den USA auf Gegenliebe. Wer im Mustang aber eine amerikanische Sänfte erwartet, wird enttäuscht, denn das Handling erkauft sich die Europaversion mit Straffheit. Über Fugen und Rillen setzt es ziemlich ungefiltert Uppercuts vom Belag. Das hat in flotten Kurven aber was für sich, denn so gut rückmeldend, sicher und handlich fühlte sich noch kein Mustang an – schon gar nicht der erste von 1964.
Die Kunststoffe sind nicht das Nonplusultra, aber besser denn je. Der Alulook tut so als ob. Die Sessel sind amerikanisch-bequem gepolstert. Wie modern das Infotainment ist, bemerkt man, wenn es in Echtzeit vor Verkehrbehinderungen warnt. Die Bedienfelder auf dem brillanten Touchscreen-Monitor könnten allerdings getrost etwas größer ausfallen. Der zwischen den vier Kipphebeln an der Mittelkonsole versteckte Schalter der Warnblinkanlage ist suboptimal positioniert. Um die Übersicht ist es zwar hinten herum schlecht gestellt, aber dafür hat man schon im 42.000 Euro teuren Basismodell die Rückfahrkamera mit an Bord. Und bei geschlossenem Verdeck ist die Übersicht zur Seite hin wegen der breiten Fensterlinie des Mustang sehr gut.
Das elektrische Verdeck ist in Amerika die Regel, aber im Mustang muss man noch Hand anlegen – Das Softverdeck surrt, geschwind und leise, nur bis zum Windschutzscheibenrahmen vor. Nun heißt es oben am Drehgriff die Taste drücken und mit einem Dreh die Haube schließen. Das geht leicht von der Hand. Mit dem Drei-Finger-Bowling-Griff öffnet der geschulte Mustang-Fahrer darauf in einem Arbeitsgang die vorderen und hinteren Seitenfenster. Das steigert das Cabriogefühl und sorgt dafür, dass es auf den zwei Rücksitzen zugig zugeht.
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