Neuheiten & Automesse
Fiat 124 Spider im ersten Test: Fahrbericht Fiat 124 Spider
Was sagen die Mitfahrer?
Er ist nicht mein Beifahrer. Aber er steht mir im Weg. Ein Bauer in seinem Traktor im Dorf Presberg im Rheingau. In der Traktorschaufel fährt der gute Mann ein altes Waschbecken spazieren und versucht es, weil der graue Spider ein italienisches Nummernschild hat, auf Italienisch: „Bella macchina!“ Falsche Anrede, hier sitzt ein Germane, und der lange Teuton sitzt gut, weil der Ledersitz, bestellbar in braunem oder schwarzem Leder, gut Seitenhalt aufbietet.
Übrigens sind 55 % aller Spider-Besitzer männlich und 45 % weiblich. Sagt Fiat. Bei den Beifahrern, gut für die Frauenquote, ist es dann also ungefähr anders herum – oder so.
Was sagt der Autotester?
Ein Hebel und ein Ton reichen für ein Dejavu. Der bassige Leerlauf des neuen 124 Spider erinnert, wenn man direkt hinter dem Doppelauspuff des Spider Lusso steht, an den alten und ein wie früher aussehendes dünnes Metallhebelchen zur Sitzverstellung auch irgendwie.
Vorne arbeitet ein Antrieb, der historisch korrekt im Motorraum vierzylindert. Wie das alte 1,4-Liter-Twin-Cam-Aggregat des 1966er Fiat Spider verfügt der Vierzylinderturbo über 1,4 Liter Hubraum. Das wars dann aber schon mit Ähnlichkeiten. Den Unterschied machen der Turbokick, das Ansprechen, die hohe Elastizität, der Gang mehr … eigentlich fast alles. Bei 2.250 Umdrehungen packen 240 Newtonmeter die hinteren Gummis. Der Motor steht auf Drehen. Bei 5.000 U/min hat er seine 140 PS zusammen und rotiert willig hoch bis 7.000. Die Sechsgang-Schaltung, die besser zum Spider passt als die erst im Herbst lieferbare Sechsstufen-Wandlerautomatik, tut´s knackig: griffiger Knauf, kurzer Hebel, kurze Wege. So unmittelbar, wendig und handlich wie der 124 Spider heute ist, war der alte nie. Die Lenkung ist direkt, präzise, verbindlich und völlig frei von Antriebseinflüssen. Die lange Schnauze giert nach dem Kurveneingang. Aus dem Kurvenausgang kickt der Zweisitzer, dessen Heck sich zum Mitlenken motivieren lässt, wunderbar heraus. Und hinein, und heraus und hinein … War der alte Fiat 124 Spider eher ein Gleiter, ist der neue eher ein Performer. In 7,5 Sekunden steht die 100 auf dem Tacho. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 217 km/h erreicht. Ähnlich flott geht es mit dem Dach.
Besser als ertrinken
Was ein mechanisches Verdeck für Vorteile gegenüber einem elektrischen bietet? In einem Opel Cascada wäre ich bei einem Wolkenbruch fast mal ertrunken. Wenn der da oben die Schleusen voll aufreißt, können 15 bis 20 Sekunden, die ein elektrisches Verdeck so durchschnittlich zum Schließen braucht, verdammt lang sein. Im Spider dauert es fünf Sekunden, ach was, bei etwas Gelenkigkeit noch kürzer, denn das Hochziehen des Verdecks wird aktiv von einem in die Verdeckmechanik integrierten Federmechanismus unterstützt: Hebel hinter der rechten Schulter kurz ziehen, Verdeck ausklinken und mit dem rechten Arm nach vorne ziehen, … zwei Sekunden? Zudem ist die Kapuze mit der Isoliermatte und dem Innenhimmel deutlich besser schallisoliert als je zuvor.
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