Test
Daihatsu Cuore im Test: schlicht kompakt
Genauso unvoreingenommen und ehrlich sollte man dieses kleine Auto auch betrachten – und man tut dies nach kurzer Eingewöhnung überraschenderweise sogar sehr positiv. Wenn sich die äußere Winzigkeit und Unscheinbarkeit ins glatte Gegenteil verkehrt, ist auf einmal fast gar nichts mehr verkehrt: Große Türen, rechtwinklig zu öffnen, üppige Außenspiegel und eine gute Raumnutzung – auch wenn es bei weniger als 3,5 Meter Fahrzeuglänge etwas an Kofferraum hapern muss (157 Liter oder zwei Getränkekästen. Rücksitzbank im 60:40-Split geteilt umlegbar. Negativ: offen liegende Schlossaufnahme, positiv: niedrige Ladekante). Noch geräumiger als in der ersten Sitzreihe, wo die Sitzauflage etwas kurz ausfällt, der Gurt im Testwagen manchmal etwas müde im Aufroller hängt und die Rückenlehne sich noch steiler stellen lassen sollte, sitzt es sich hinten. Keine ungewollten Körperkontakte mit der Materie – wie auch vorne – ,selbst mit 1,95 Meter nicht. Ziemlich viel Knie-, Kopf- und Schulterfreiheit für einen Autozwerg. Das einzige, was vielleicht dort hinten stört: die sehr sprunghafte Heckablage nahe am Ohr.
Die absolute Schmalheit des Cuore (1.475 mm) ist vor plötzlich auftauchenden Hindernissen, etwa in zweiter Reihe parkenden Autos, klar von Vorteil: Vorbei geht es fast immer. Dafür fallen den mit 1,5 Meter hoch aufgeschossenen Winzling auf Autobahnen gerne die Seitenwinde an.
Auch der Motor ist winzig klein – und richtig gut: Früher, 1981, hatte der Cuore sogar nur zwei Zylinder unter der Haube. Da sind drei doch schon fünfzig Prozent mehr. Und was der winzige Motor mit dem Autochen anstellt, ist einer der Gründe dafür, warum man den kleinen Japaner auf herzigen 13 Zoll-Schuhchen schon bald lieb hat. Für japanische Ohren klingt der Einliter-Dreizylinder mit variabler Ventilsteuerung DVVT (Dynamic Variable Valve Timing) und doppelter, oben liegender Nockenwelle nach Grundmotorisierung, für deutsche – weil vier Zylinder die Regel, aber drei noch immer die Ausnahme sind – nicht nach Butter- und Brotmotor: Manchmal richtig klasse, kernig, trompetend. Manchmal unbeschwert, lustig. Der Kupplungstritt ist zwar weich wie Pudding und der Schalthebel lang wie im Schulbus, aber der Motor hängt gut am Gas, ohne sich in rauschende Drehzahlorgien zu stürzen: 130 km/h macht 3.500/min. Der Ball kann so erstaunlich flach gehalten werden – und der Cuore bewegt sich trotzdem flott. Die Anschlussdrehzahlen passen, der vierte Gang ist beim Zurückschalten – auf der Autobahn geht es bei so wenig Hubraum fast natürlich auch mal einen Gang zurück – etwas störrisch und der Rückwärtsgang hinten rechts etwas vage definiert. Der Komfort des Fahrwerks geht voll und ganz in Ordnung angesichts dessen, dass der Daihatsu nicht viel Länge vorgibt, mit einem relativ großen Radstand (2.375 mm) aber fast das maximale aus der Situation macht.
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