Test
Alfa Romeo 159 Sportwagon 2.4 JTDM Diesel im Test
Alle Schalter, von denen man die Mittelkonsole wundersam befreit hat, finden sich scheinbar nun verpackt in drei mit Funktion überfrachteten Lenkstockhebeln. Gut nutzbare Ablagen sind bis auf das Mittelkonsolenfach Mangelware. Das Handschuhfach ist verwinkelt und die Funktionsbelegungen der Bedientasten manchmal hochgradig kreativ: Der Kofferraumöffner am Dachhimmel oder der Reset des Tageskilometerzählers am Lenkstockhebel – ungewohnt, aber man kann sich daran gewöhnen.
Nur ein Mensch mit langen Beinen touchiert gelegentlich den Tempomathebel. Ein Sitzriese sieht sich permanent mit dem nahen Dachhimmel konfrontiert (Kopffreiheit: 930 mm). Schuhgröße 46 ab und an mit den eng beieinander liegenden Pedalen. Der USB-Port im Handschuhfach freut Musikfreunde, der Druckknopf an der Schaltmanschette reinliche Menschen.
Auf geht´s – Den Chip im Schlitz versenken und den Startknopf drücken. Beim ersten Druckpunkt erwachen Lüftung und Anzeigen, beim zweiten das Aggregat. „Code 939A3000“ bekennt sich beim Kaltstart sogleich mit seinen vier Ventilen pro Zylinder, Common-Rail-Direkteinspritzung und exakt 2.387 Kubik Volumen in den Hubräumen zum Verbrennungsprinzip und zur ungeraden Zylinderzahl. Streng, rau und etwas vorlaut, wie es sich für einen echten Fünfzylinder gehört.
Warm fahren, eine alte Alfa-Regel, ist auch hier oberstes Gebot. 6,4 Liter Öl zirkulieren im Schmierkreislauf des 2.4 JTDM 20V (im 1.8 MPI 16V sind es nur 4,5, im 1,9 JTDM 8V 4,6 l). Flottes Schalten ist auch hier eine Primärtugend: kurzer Schaltknauf, sechs wohl definierte Schaltgassen. Ist dem Öl richtig warm, geht die viel versprechende Papierform (400 Nm bei 2.000, 200 PS bei 4.000/min) auf Praxislehrgang. Im Drehzahlkeller säuselt der Alfa-Fünfer manchmal fast unverschämt laufruhig. Fordert man ihn dagegen, honoriert er es mit einem bösen Grollen. Dabei beißt er so herzhaft zu wie die drehmomentstarken Wolfsburger-Selbstzünder, dreht aber auch so leichtfüßig hoch wie der agile Honda-Selbstzünder.
Geht man es ruhig an, flirtet die Verbrauchsanzeige mit dem Fahrer: mal knapp unter fünf Liter, mal knapp darüber. Im kurzstreckengeprägten Alltag sind es im Schnitt alle 100 Kilometer unter neun. Viel Drehzahl tut dabei kaum Not, denn der Garrett-Turbolader GT 2256V (variable Geometrie) macht flott gehörig Dampf. Ganz tief unten herrscht bei 1.500/min und 0,8 bar zwar noch Flaute – dahindieseln ohne Anspruch an Dynamik. Rotiert sich die Garrett-Luftpumpe aber darauf mit 2.000/min und rund 1,4 bar Ladedruck gehörig ins Geschehen, zwillt der 159 2.4 Diesel kraftvoll hoch bis 226 km/h – wobei nun aber nicht mehr der charaktervolle Fünfzylinder, sondern ziemlich deutlich der Gegenwind die Geräuschkulisse bestimmt.
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