Autotest
Opel Corsa OPC Test: Kurven-UHU
192 PS im Kleinwagen? Früher wurden damit LKW und Busse bewegt. Was sie aus einem Kleinwagen machen? Eine 225 km/h-Frage – Test: Opel Corsa OPC.
Die Gemeinsamkeit von UHU und OPC? Er klebt. Der Beweis wäre eine kurvige und sehr freie Landstraße: Keine Radfahrer, keine Temposchilder – und nicht die gerade erlebte Überdosis rote Ampeln.
Das leichte Motorflimmern in Steuerrad und Sitzkissen überzeugen Feinfühlige im Leerlauf davon: Der OPC will voran – oder ist der Wunsch in diesem Moment der eigentliche Vater des Gedankens? Raus aus der Stadt, her mit unverstelltem Asphalt …
Wunsch erfüllt. Bei 2.000 packt, bei 4.000 beißt, bei 5.000 feuert, und bei 6.500/min knallt er herzhaft in den Begrenzer. Oben hängt er sich so kräftig rein, als wäre es seine letzte Tankfüllung. Zwischen zwei Kurven lässt sich so fast immer eine Beschleunigungsgerade einbauen.
Und auch Tiefdruckgebiete sind Hochs: Dank spontaner Gasannahme und ordentlich Drehmoment (230, kurzzeitig mit Overboost: 260 Nm) zieht der 1,6 Liter-Turbomotor kräftig durch.
Ein gehöriges Schmatzen, Schnaufen und Schnorcheln – hey, Darth, komm aus dem Motorraum – kann er sich nicht verkneifen. Ein ähnlicher Lautsprecher und Vollverkoster ist der John Cooper Works von Mini. Der schmatzt zwar nicht so laut, dafür rülpst er umso schöner. Beides legitime Wege, PS zu verdauen.
Seitenneigung? Untersteuern? Sture Straßenlage. Bei viel Gas und unterschiedlichen Belagsbeschaffenheiten unter dem rechten und linken Vorderrad sollten beide Hände streng am Lenkrad gehalten werden – natürlich auch sonst. Nun aber zwingend.
Wer die nun knapp 200 Pferde nicht in der Lenkung spürt, der hat dem rechten Alupedal noch nicht den Teppichboden gezeigt. Dass die Gummis an der Vorderachse dann bei Vollgas und Nässe wild stampfen, ist immer noch besser als vom Heck überholt zu werden – wie im gleichen Moment potentiell beim Hecktriebler ohne ESP (Serie).
Die Bremsanlage des OPC (erkennbar an den blauen Bremssätteln) spricht brutal an. Die angenehm direkte Servolenkung scheint die Kurven schon zu erahnen. Das Lederlenkrad mit kreuzgesteppter Naht und Rallye-Index auf 12 Uhr (informiert über die Reifenstellung) liegt wie der Schaltknüppel des direkten Sechsgang-Schaltgetriebes perfekt in der Hand.
Handschweiß ist das, was man daraus macht. Angstschweiß ist das, was daraus wird, wenn man gegen die Regeln der Fahrphysik verstoßen hat.
Hart, aber gerecht. Wie das Fahrwerk. Dem Beifahrer fällt es sichtlich schwer, einen Satz ohne seismographischen Kugelschreiber-Ausschlag aufs Blatt zu kriegen. Mit dem heftigen Niederquerschnitt 225/35 ZR18 (serienmäßig geht der Corsa OPC mit 17-Zoll-Felgen an den Start) existiert ja kaum noch Gummi zwischen Felge und Straße.
„Restkomfort“ nennt man so etwas, mit eindeutiger Betonung auf „Rest“. Härte ist hier Geschäftsprinzip. So hart, dass manche Innenraumverkleidung mit ins Konzert einstimmt – die unanmachende Seite eines anmachenden Sportfahrwerks.
In die Recaro-Spezial-Sportsitze mit integrierten Seitenairbags (eine Weltpremiere für diesen Sitztyp) getackert, findet der von Straffheit verzückte Rücken nicht nur im Hüftbereich massiv Seitenhalt. Auch in der Schultergegend wird herzhaft zugepackt – zu herzhaft bei 1,95 m Körpergröße, weil die obere Sitzlehnenkante bei vorbildlich gerader Sitzposition in Richtung der Schulterblätter auskeilt.
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