Autotest
Smart, VW Lupo, Daewoo Matiz: Damit verreisen?
Reisestress oder Reisevergnügen? Im MCC Smart, VW Lupo und Daewoo Matiz auf einer 11.000 Kilometer langen Tour durch Europa.
Wie steht es um Gepäckraum, Komfort und Reichweite? Welches der drei verschiedenen Kleinwagenkonzepte ist das reisetauglichste?
Ist der Smart in Fahrt, grinsen alle. Die gleichgültige Reaktion des Fahrers: Er nickt denen, die da grinsen, zu – ständig und mit hoher Frequenz. Das mag freundlich wirken, ist aber nur ein tiefer Gully oder ein leichter Schaltwipper der Halbautomatik. Der Lupo und der Matiz sind da dezenter im Auftritt.
Zu kurz für die lange Reise sind die Kleinen alle. Der Daewoo Matiz ist fünftürig, aber nur 3.49 Meter lang. Der VW Lupo misst 3.52 Meter und der MCC Smart gar nur zweieinhalb Meter. Der Smart hat nur zwei Sitzplätze, Matiz und Lupo vier.
Für echte vier Personen ist der Lupo im Fond viel zu eng. Der Matiz bietet mehr Platz. Aber wohin mit dem Gepäck bei voller Platzbelegung? Genügt dann die maximal erlaubte Zuladung (Matiz: 380 kg, Lupo: 370 kg)?
Wir beschränkten uns wegen dieser Unsicherheiten auf eine schlanke Zweierbesatzung. Die ausgedehnte Probefahrt führte sechs Wochen lang durch West- und Südeuropa, über unbarmherzig geteerte Straßen in Süditalien, über Florenz und Rom in das Straßenchaos von Neapel.
Der Energieaufwand war dabei nicht gering: Nach 700 Kilometern am Stück gleitet man nicht annährend so erfrischt aus dem Fahrersitz der drei Kandidaten wie nach der Dusche in den Bademantel. Trotzdem, die Motoren sind unerwartet laufruhig, der Reiseschnitt (zwischen 110 und 130 km/h) akzeptabel, das Fahr- und Bremsverhalten problemlos – auch im Smart.
Die Unterschiede: Die vibrationsarmen, beim Ausdrehen kernig-sportlichen Dreizylinder machen im leichten Smart (55 PS, 720 Kilo) und im Matiz (51 PS, 845 Kilo) mehr Fahrfreude als der zu beschäftigte Vierzylinder (50 PS) im zu schweren Lupo (950 Kilo).
Der Verbrauch lag, bei allen in etwa gleich, bei fünf bis acht Litern auf 100 Kilometer; je nach Gasfuß und Beladung. Man reist also günstig. Die Tanks sind jedoch für die Reise zu klein (22 bis 35 Liter). Daher sieht man die Tankanzeige schon nach zweieinhalb bis vier Stunden oder nach etwa 300 (Smart) bis 450 Kilometern (Matiz, Lupo), wieder blinken.
Zur Straßenlage: Das Handling und das Fahrwerk des Lupo überzeugten: sicher, präzise, gutmütig, komfortabel – wie ein Großer. Der Lupo lenkt und schaltet sich mühelos. Ähnlich handlich und problemlos gebärdet sich der etwas weicher abgestimmte Daewoo.
Diese Weichheit geht dem Smart, besonders auf extrem schlechten Straßen, etwas ab. Auf glattem Pflaster und beim Herumtoben in der Stadt macht der kurze Flitzer jedoch Spaß. Nur die Lenkung (Wendekreis: 8.70 Meter) könnte leichter gehen, und das halbautomatische Sechsganggetriebe noch etwas weniger ruckeln.
Der Smart ist bei “hoher” Geschwindigkeit, auch wegen des nur 1.81 Meter kurzen Radstands, am nervösesten. Seitenwind mögen alle drei nicht.
Überholprestige auf der Autobahn hat auch keines der drei Fahrzeuge: Der Anzug ist bescheiden, die Höchstgeschwindigkeit ebenso.135 km/h (abgeregelt: ein Gefühl wie Gegenwind) läuft der Smart, 144 km/h der Matiz, 152 km/h der Lupo. Das reicht im Urlaub.
Und im Innenraum? Das Interieur des Smart ist sehr knallig, verspielt und zugleich funktionell, erstaunlich weiträumig und hell (Glasdach!), im Lupo sehr schick und großzügig (zumindest in Reihe eins), im Matiz etwas grau, aber doch sympathisch funktional.
In allen dreien sitzt man auch auf langer Fahrt vorne bequem, alle verfügen über ausreichende Ablageflächen (Smart und Matiz sind hier im Vorteil) und über einen zu kleinen Kofferraum.
Der des Smart fasst 150 Liter bis zur Fensterunterkante oder bis zum Dach bepackt (praktisch beim Beladen: die zweigeteilte Heckklappe) sechs Bierkästen. Für die Reise zu zweit reicht der Platz. Der Gepäckraum des Matiz´ hat ein Volumen von 155 Litern (bei umgeklappten Rücksitzen: 480 l).
Das Kofferabteil des Lupo fasst 130 Liter – mit dem “Koffer” allerdings viel Spaß: Die Öffnung zwischen Ladekante und Heckablage ist einfach zu eng. Gerade mal zwei Wasserkästen gehen, im korrekten Winkel eingepasst, hinein. Mit dem Lupo wird man vom Getränkehändler ausgelacht. Aber wer braucht schon Getränkekisten im Urlaub?
Weitere Funktionsmängel: Die Instrumente des VW lassen sich bei Dämmerlicht schwer ablesen. Die Kopfstützen des Daewoos sind zu kurz, die Verstellwege der Sitze, wie im Lupo auch, nicht weit genug.
Der Beifahrerfußraum des Smarts ist zu stark angeschrägt – das missfällt dem mitreisenden Hund; der ausfahrbare Dosenhalter im Lupo (Zubehör) wiederum dem Fahrer: Bei zu heftiger Gestik des Piloten verabschiedete sich das Getränk regelmäßig in den Beifahrerfußraum – unschön: Cola light auf dem Kleid.
Wir beendeten unsere Reise nach 11 000 Kilometern. Relativ entspannt entstiegen wir dem Lupo (auf der Reise das beste Auto) und dem Matiz (das sympathischste Auto des Vergleichs), ein Hauch mehr gezeichnet dem Smart (das beste Auto in der Stadt) und stellten erst am Reiseende fest: Auch für den Smart existiert der komfortable Weg ans Ziel: Die Bundesbahn berechnet im Autoreisezug nur den Motorradtarif. Kommod erreicht man auch so huckepack den Urlaubsort.
Weitere Informationen
Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar abzugeben Login