Autotest
Kia Sorento 2.2 CRDi Diesel 2WD Test
Wer fährt heute schon offroad? Mit Frontantrieb ist der neue Kia Sorento eigentlich die ehrlichere Haut im Vergleich zum Sorento 4WD. Mit gleicher Bodenfreiheit und Variabilität. Zu einem attraktiveren Preis – Test Kia Sorento 2.2 CRDi 2WD.
Am Vierer-Schalterfeld, links vom Lenkrad, bleiben im Sorento mit Frontantrieb zwei Tasten unbesetzt. Vollgas auf Nässe kommt damit nicht so gut wie mit Allradantrieb. Erstens, weil es mehr schlupft. Zweitens, weil das die Traktion nicht voranbringt.
Massives Herausbeschleunigen aus engen Kehren geht mit einem 4×4 ebenso eindrucksvoller vonstatten. Frage ist nur, was Dynamik im schweren und sperrigen SUV – leider zu oft praktiziert: höher gelegte Sitzposition, tiefer gelegter Verstand – verloren hat?
Alte Regel: Was hoch und schwer ist, muss nicht sportlich sein. Daran hält sich der Sorento klug. Mit dem neuen Fahrwerk – das vom Schwestermodell Hyundai Santa Fe (McPherson-Vorderachse, Mehrlenker-Hinterachse) – geht der SUV gut durch die Kurve. Aber dann legt der über Außenspiegel 2,22 Meter breite Koreaner seine 1,8 Tonnen doch deutlich auf die Seite.
Übertreibt man´s, schiebt er über die Antriebsräder. Und Slalom, wenn es in den Beinen schummerig wird, endet für die Besatzung in einem Gefühl in der Magengegend. Anders geht es, und da steht der Sorento seinen Typ, besser: ruhig, cruisend, entspannt, trotzdem mit 190 km/h.
Die Lenkcharakteristik lässt sich in drei Modi, von sehr leicht mit wenig Lenkwiderstand hin zu deutlich mehr, auf den Fahrerwunsch adaptieren.
Die Lenkung arbeitet mit 2,95 Umdrehungen direkter als im Vormodell und erfährt im auch optisch aufgefrischten Jahrgang 2013 (neuer Kühlergrill, neue Nebelleuchten und Hauptscheinwerfer mit integriertem LED-Tagfahrlicht, neue Heckpartie) Unterstützung von kluger Assistenzelektronik. VSM, die Gegenlenkhilfe, gehört zur Serienausstattung.
Der Spurhalte- und der Spurwechselassistent treten mit dem erst ab „Spirit“ lieferbaren Komfort-Paket („P4“) für 1.050 Euro in den Sicherheitsdienst. Ein höherer Anteil hochfester Stähle verleiht der Karosserie mehr Steifigkeit und die neue aktive Motorhaube sorgt dafür, dass Fußgänger beim Unfall bessere als nur schlechte Chancen haben.
Viel SUV, viel Platz. Direkt vor der Nase des Fahrers hat sich im neuen Sorento einiges getan. Die Mittelkonsole, die „Soft-Touch“-Oberflächen und der matte Chrom an Türgriffen, Blenden und Schaltern fallen hier am deutlichsten ins Auge. Die Armaturenlandschaft ist mit überschaubarer Schalterzahl und tadelloser Ablesbarkeit von Drehzahl, Tacho und Wassertemperatur eine klipp und klare.
Genauso kommt es nun aus den Lautsprechern: Die aufgewertete Anlage bringt jetzt mit externer Endstufe und Subwoofer die Bude zum beben. Das ebenso renovierte Panoramadach, das nun ohne Mittelstrebe durchgängig vom Bug zum Heck verläuft, flutet den Innenraum mit Licht. Jedoch nicht in der Basisausstattung des Testwagens. Dem fehlt auch sonst noch etwas, aber das ist ganz OK: zwei Sitze.
Der Sorento ist als Fünfsitzer eine gute Wahl im Vergleich zur Variante mit sieben Sesseln. Mit dem Siebensitzer macht man nur Kleinkinder in Reihe drei glücklich, aber den Bepackpapa eher unglücklich, da dann kaum noch Kofferraum übrig bleibt. Mit fünf Sitzen sieht das viel besser aus (Volumen: 660 l).
Statt der Klappsitze tut sich im Heck nun ein großes Fach vorne und ein riesiges im hinteren Teil des Kofferraumbodens auf. Schade, dass die Klappsystematik der Rücksitzbank keine ganz ebene Ladefläche hinterlässt, denn bis zu 1.675 Liter kommen nun problemlos unter.
Deutlicher Fortschritt: drei Zentimeter Beinfreiheit zusätzlich im Fond des geräumigen Innenraums. Die resultieren aus der neuen Bodengruppe.
Die etwas tiefere Dachlinie bringt einen niedrigeren Luftwiderstand mit sich (Cw-Wert: 0,34 statt 0,38). Der Selbstzünder gilt weiterhin als erste Wahl mit seinen unverändert 197 PS aus 2,2 Liter Hubraum, neuer Abgasrückführung (153 statt 171 g/km CO2), massig Drehmoment (421 Nm bei 1.800 U/min, mit Sechsstufen-Automatik 437 Nm) und seinem braven Verbrauchsgehabe: 5,8 Liter Diesel im Normverbrauch und 7,0 Liter/100 km im Testverbrauch.
Da hält der 64 Liter-Tank schon eine Weile. Dies und der niedrigere Anschaffungspreis von 32.300 Euro für den Sorento 2.2 CRDi Attract sprechen für den reinen Frontantriebler, denn der Allradantrieb kostet, da erst ab der Ausstattungsvariante „Edition 7“ angeboten, 3.500 Euro Aufpreis aufs Basismodell. Wenn der Dschungel also eher Stadt heißt, ist der Sorento mit Frontantrieb eine gute, vielleicht sogar die beste Wahl. (2013)
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