Test
BMW 540i Touring Automatik im Test
Die Lust an der Last liegt im Trend. Neuerscheinungen der jüngsten Zeit, wie der VW Passat W8 Variant oder der Audi RS6 Avant, belegen dies. Wir fuhren einen der bauältesten und klassischsten Transporter des gut motorisierten Understatements, den BMW 540i Touring Automatik.
Was haben, es aber nicht zeigen. Oder automobil gesprochen: Aussehen wie Mittelklasse, fahren wie Oberklasse. Kein Passant reckt den Hals, keine junge Frau schmachtet dahin auf dem Trottoir, kein Bub schaut nach dem Tacho. Auf den ersten Blick ist der BMW 540i Touring vor allem ein 5er Touring – und davon gibt es viele. Ein Typ wie du und ich. Mit Frontziergittern und Stoßleisten in Chrom als Erkennungsmerkmale. Und mit Fensterstegen und Dachsäulen in Hochglanzschwarz – und keiner bemerkt den Unterschied.
Was den Charakter des unauffälligen Kombis vor allem bestimmt, lauert im Dunkel des Motorraums auf Drehzahl. Ein 4,4 Liter-V8 mit 286 PS (bei 5.400/min) und einem fülligen Drehmoment von 440 Newtonmetern (bei 3.600/min). Damit hat der leistungsstärkste Touring im BMW-Programm den mächtigen Punch des genauso motorisierten X5. Was es mit dem Mindergewicht von 400 Kilogramm im Vergleich zum Offroader auf sich hat, zeigt sich an jeder Ampel: Ich vorne, Du hinten – der 1,85 Tonnen wiegende 540i Touring beschleunigt trotz Automatikgetriebe in lässig aus dem Ärmel gezauberten 6,7 Sekunden von Null auf 100 km/h und schöpft seinen Tacho wollüstig bis zum letzten Strich aus. Dann zeigt die Tachonadel 250 km/h und das Abreglungs-Zölibat greift.
Bis auf diese selbst auferlegte Maßreglung ist seine Kraft nicht an Auflagen wie Drehzahlorgien oder zu überwindende Anfahrschwächen gebunden. Auch bei höheren Geschwindigkeiten jenseits der 180 km/h tritt der 540i noch merklich kraftvoll an. Das Einbremsen des dynamischen Sportkombis (Innenbelüftete Scheibenbremsen mit 324 Millimeter-Scheiben vorne) vollzieht sich genauso wohl dosierbar und vehement – nur in Umkehrrichtung.
Konkurrenten im Fahrpotential heißen in etwa Porsche Boxster – kleine Sieger bei den Fahrleistungen, echte Versager in Sachen Gepäck: Der Gepäckraum fällt im Touring zwar kleiner aus als bei der 5er-Limousine (410 statt 460 l), bei geklappter Rücksitzbank erschließt sich hinter der Frontbestuhlung aber ein etwa zwei Meter langer, 1,25 Meter breiter und völlig ebener Laderaum – ein Gepäckraumtrennnetz, die solide Laderaumabdeckung, ein abschließbarer Ladeboden, die Niveauregulierung und eine separat zu öffnende Heckscheibe inklusive. Welcher Sportwagen bietet nebst Passagieren maximal 1.525 Volumenliter fürs Gepäck?
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