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Abarth Day 2018: Neue Abarths
Vor zehn Jahren wurde Abarth neu geboren. Das feiert man im August auf dem Abarth Day und mit neuen Abarths – Fahrbericht: Abarth 695 Biposto, Abarth 124 Spider und Abarth 124 GT.
Warum der Skorpion? Warum ein Österreicher? 1908 wird Karl Abarth in Wien geboren. Als Dreißigjähriger siedelt er nach Italien um, nimmt die italienische Staatsbürgerschaft an und ändert seinen Vornamen in Carlo.
Abarth beginnt im Motorradrennsport. Ein Unfall im September 1939 bedeutet das Ende seiner Rennfahrerkarriere. Am 31. März 1949 gründet Carlo gemeinsam mit dem italienischen Industriellen Armando Scagliarini sein eigenes Unternehmen. Offizieller Geschäftszweck der „Societá Abarth & C.“: Produktion von Fahrzeugen und technischen Komponenten für Sport- und Renneinsatz, Entwicklung von Ausrüstung für Serienfahrzeuge sowie der Verkauf von Rennbenzin.
Carlo Abarth nutzt meist bewährte Fiat Technik, modifiziert die Motoren und lässt seine Konstruktionen von namhaften Designstudios wie Bertone, Pininfarina, Ghia, Michelotto, Zagato und Boano einkleiden. Im Lauf der Jahre vertreibt die Firma auch Zubehör wie Doppelvergaseranlagen und selbst entwickelte Einlasskrümmer. Damit wird Abarth zum Vorreiter eines neuen Industriezweigs ‒ der Tuning-Branche.
Apfel Tuning
An Kuriositäten herrscht in der Abarth Geschichte kein Mangel. Mitte der 1950er-Jahre ist Carlo Abarth stark auf Geschwindigkeits- und Langstreckenrekorde aus. Um den Rekord in einem Formel-Rennwagen selbst aufstellen zu können und um überhaupt ins enge Cockpit zu passen, nimmt Carlo Abarth mithilfe einer Apfel-Diät um fast 30 Kilogramm ab – Leichtbau, die andere Art.
Im Jahr 1957 kommt dann der Fiat 500 und darauf der Abarth 500 auf den Markt, der das Vorbild der Abarth 595 und 695 Modelle liefert. Wie die zeichnet den Ur-Abarth 500 seine Mehrleistung aus: Ein Cinquecento von der Stange produziert mit dem Zweizylindermotor 13,5 PS und nach der Abarth Kur 23 PS. Das mag heute lächerlich erscheinen, es machte damals aber den Unterschied.
Eine andere Welt, und doch die alte
Heute ist der Unterschied in der Leistung noch dramatischer. Der schwächste Fiat 500 produziert mit dem 1,2-Liter-Einstiegs-Vierzylinder zwar schon 69 PS (Test Fiat 500C 1.2), aber ein 500er von Abarth bringt es mit seinem 1,4-Liter-Turbomotor auf bis zu 190 PS. Mit so vielen Pferden im Stall gibt der zweisitzige 695 Biposto unter allen Abarth Typen den Rennwagen mit Straßenzulassung.
Rennsemmel: Der Abarth 695 Biposto
Das Racing-Gen fühlt und sieht man im Innenraum. Die hintere Sitzbank wurde rausgeschmissen. Stattdessen sorgt eine Titanverstrebung hinter den Vordersitzen für mehr Steifigkeit der Karosserie.
Man sitzt zwar in den viel Seitenhalt bietenden Rennsportsitzen auch in diesem 500er immer noch zu hoch – geht nicht anders, sagen sie bei Abarth – und wird mit Vierpunkt-Hosenträgergurten zeitraubend im Sitz verzurrt, aber Gänge schalten geht extrem schnell. Das klauengeschaltete Fünfgang-Rennsportgetriebe mit offener Kulisse bedienen erfahrene Abarthisti sogar ohne Kuppeln.
Die Karosse des 695 Biposto machen Komponenten aus Kohlefaser und Seitenscheiben aus Polycarbonat leichter. Fahrdynamisch hat Abarth den 695 Biposto weiter geschärft mit der Bremsanlage von Brembo, dem höhenverstellbaren Sportfahrwerk, mit 18-Zoll-Leichtmetallrädern von OZ und der Auspuffanlage vom Rennsportspezialisten Akrapovič.
Der AMG des kleinen Mannes
Das Konzept geht auf. Fahrbereit hat der Zweisitzer ein Trockengewicht von nur 997 Kilogramm. Dadurch beschleunigt er von 0 auf 100 km/h in nur 5,9 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Der Klang hat mit dem Dual-Mode Monza Auspuff Wucht – Abarth, der AMG des kleinen Mannes.
Das kommt an in Deutschland. Im Jahr 2017 verkaufte Abarth fast 3.800 Fahrzeuge (70 % davon Abarth 595). 2018 ist man mit den Abarth 695 Assetto Corse Evoluzione, 500 Assetto Corse und dem brandneuen 124 R-GT wieder europaweit im Rennsport vertreten. Dem Erfolg tut es gut
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