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MG TF 135 – Smart Brabus Roadster Test – Vergleich!pen

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Sie sind offen, zweisitzig und tragen den Motor über den Antriebsrädern im Heck. Schon von der Absicht her stehen ihnen flotte Kurven besser als Kofferraum. Der eine ist Brite von Geburt her, der andere tut so – ein Vergleich: MG TF 135 80th Anniversary – Smart Brabus Roadster.

MG TF 135 Testbericht

Gefälle serienmäßig. In den Brabus Roadster fällt man, oder man rollt sich unten heraus. Bei 1,19 Meter Fahrzeughöhe werden selbst Dackel auf dem Trottoir beim Aussteigen zur Gefahr. Auch an gefährlichen, weil nicht gemähten Kreiseleinfahrten erkennt man eher die Grassorte als den herannahenden Verkehr.

Zu einem MG TF schaut man sowieso ein gutes Stück weit auf (1,26 m). Und auf eine viel kernigere Schnauze und ein attraktiveres, weil markanteres und schlüssigeres Äußeres – bye, bye Honda – alsdas des ersten F von 1989.

Smart Brabus Roadste

So wird auch im Innenbezirk des Zweisitzers, anlässlich des 80jährigen Jubiläums von MG (1924 – 2004) und nach mehr als 100.000 MG F und TF, gründlich gefeiert: Anheimelnde Sitze mit Leder-Alcantara-Bezug, klassisches Holz-Design, zeitlose, wie beim Smart, gut ablesbare Rundinstrumente.

Auch nach der Brabus-Kur (Leder-Sportsitze, Instrumente, Applikationen, Tieferlegung, …) sitzt man in dem im Vergleich zum Engländer reichlich cool: dort altenglische Interieur-Klassik, hier Instrumenten-Satelliten im Techno-Look.

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Großgewachsene blicken im Smart auf „2/3“-Instrumente, da die Sichtlinie mangels Lenkradverstellung (MG Serie) vom Steuerradrund touchiert wird.

Im flachen TF-Innenraum mangelt es dagegen am Luftraum – was man eher beim Smart erwartet hätte.

So gibt es hier, bis auf das haptisch elende, weil glatte und griffunsympathische Lederlenkrad (TF viel schöner: Holz und Leder), das Miniatur-Handschuhfach (A5 passt, A4 nicht; TF: nicht riesig, aber ausreichend), modischem Ablagenmangel (TF: genügend Ablagen, praktisches Mittelfach) und das zu tief installierte Multifunktionsdisplay (Drehzahl, Temperatur, Verbrauch, Tankinhalt, Stoppuhr …) nichts zu kritisieren.

Auch der MG offenbart einige Schwächen im Detail. Die beige Armaturenbrettverkleidung ist zwar eine sehr attraktive Ausnahme von der Regel Schwarz-Dunkelgrau, spiegelt sich bei steil einfallender Sonne aber in der Frontscheibe.

Die Sitzverstellung findet sich eng verbaut und schwergängig. Verkleidungen kommentieren schlechten Belag mit Geräusch. Verdeckkasten, Fensterschacht und Sonnenblende plagt der Schüttelfrost. Hauben fallen „blecherner“ ins Schloss – was nicht nur daran liegt, dass sie im Smart aus Kunststoff bestehen.

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Doch Emotion definiert sich nicht per Spaltmaß. Der TF will, ganz traditionell, angefasst werden. Die Kupplung braucht einen kräftigen Druck. Die Schaltwege fügen sich bockig.

Die Bremse ist giftiger und die Lenkung stoßempfindlicher, allerdings auch rückmeldefreudiger, als die fast völlig vom Belag entkoppelte, aber trotzdem ausreichend direkte Steuereinheit des Brabus.

Doch die milde Kritik an den MG-Steuergeräten schwindet mit der Gewöhnung, die Kritik am zu harten Fahrwerk jedoch bleibt. Gute Wege sind eine Lust, schlechte aber eine Last – nicht nur ein Wortspiel: Stark perforierte Straßen gehen bis ins Mark.

Der Smart mimt nur optisch Bretteshärte, federt aber respektierlich. Sportliche Straßenlage offerieren beide, wobei der fast 300 Kilogramm leichtere Roadster noch weniger Respekt vor Kurven hat, die beim TF im Grenzbereich – die alte giftige Reaktion des Mittelmotor-Sportlers auf Lastwechsel – eben diesen erfordern.

Der MG taucht zwar mehr ein in die Kurven, seine Vorderachse trommelt zwar rascher, aber er, der nicht mehr ganz zeitgemäß auf ESP verzichtet, liegt bei hoher Geschwindigkeit trotzdem etwas souveräner als der Smart. Wird aus der Quer- dann Längsdynamik, ist der MG mit mehr Hubraum und PS besser bestallt.

Beide offerieren genügend Leistung bei wenig Verbrauch (MG 7,5 Liter Super, Smart 6,1 Liter, jedoch Super Plus), aber der 135 PS bei 6.750/min leistende TF hängt spontaner, elastischer und lässiger am Gas als der 101 PS starke Smart, dem ein sequenzielles Sechsgang-Getriebe (Schaltwippen und -knauf, Automatik-Stellung „A) die Gänge (flotter und ruckfreier als früher) und ein Lader die Luft zuteilt.

MG TF 135 Test

Der Roadster von Brabus ist, anders als der leise bis kernige 1,8 Liter-Vierzylinder des TF 135, ein vorlautes Kind: rauchiger Dreizylinder-Slang, nervöser Leerlauf (Drehzahlsprünge: +/- 200/min), gierig nach Drehzahl.

Richtig leise ist er immer nur dann, wenn er steht und richtig laut und eindringlich sonst. Wegen 700 Kubik geht ihm auf der Autobahn irgendwann die Puste aus, und er wird – die Umkehr seiner alles einholenden Landstraßentalente – vom Jäger zum Gejagten.

Die Windgeräusche sind auf der Autobahn mit geschlossenem Dach hier wie dort beträchtlich. Je nach Sitzplatz ein ab 3.000/min sehr großschnäuziger, zentraler Doppelauspuff und ein lautes Allgemeinrauschen im Brabus oder eine sich am Wind stoßende A-Säule in Begleitung des Stoffdaches im TF – Sommerverdecke pflegen eine deutlichere Aussprache.

Der Roadster ist streng genommen eher ein Targa, der ein elektrisches Faltdach besitzt und dessen Dachholme, und nicht ein Dachteil, im vorderen Stauraum untergebracht werden – relativ schnell offen, nie ganz offen, aber dafür verwindungssteif.

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Der MG verwindet im doppelten Sinne: Da das Dach völlig fällt, ist der Himmel kein nach hinten begrenztes Gut, echtes Cabrio-Feeling samt der stärkeren Karosserieverwindung somit inklusive.

Die Öffnung ist jedoch komplizierter und langatmiger als die historischer BHs: Die zwei Verdeckspanner drücken, Klettband der Plastikheckscheibe (unbeheizt, kratzempfindlich) lösen und diese im Verdeckkasten verstauen, Persenning mit Schlaufen und Druckknöpfen befestigen – das braucht Zeit: kein wirklich gutes Gefühl bei plötzlich herannahendem Gewitter.

Der vordere Stauraum des Smart (Öffner im abschließbaren Handschuhfach) ist nur dann gut nutzbar, wenn die Dachstege außer Haus sind, der des MG (Öffner im Kofferraum) nur dann, nachdem die schwere Haube gestemmt wurde.

Im Gegenteil zum Smart verfügt der MG hinten über ein für kurze Reisen gut brauchbares Gepäckabteil.

Reisen im Smart ist schlicht illusionär oder eine reine Ein-Personen-Veranstaltung, denn der Roadster ist Personenbeförderung und Nahverkehr reinsten Wassers – jugendlich, sorglos. Mehr kann man auch in der S-Bahn nicht zu zweit befördern, aber mit der S-Bahn fährt keiner gerne in den Urlaub

Smart Brabus Roadster Test

So ist der Brabus Roadster noch viel mehr, was der MG früher einmal war – klein, süß, kernig, … – der MG, was man heute erwartet – mehr Raum, mehr Ablagen … Mit dem MG möchte man lieber reisen, mit dem Smart lieber fahren. Der TF ist etwas in die Jahre gekommen, was Fahrwerk, Verarbeitung und Verdeckprozedere offenbaren.

Die Schwächen des noch taufrischen Brabus Roadster sind das Gepäck, die Reise und der hohe Preis (24.950 €). Der ursprünglichere englische Roadster stammt somit aus Deutschland (Brabus), das vernünftigere und gelungenere Cabriolet aus England.

 

Weitere Informationen

https://www.smart.com/de

 

 

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